Seite:Graesse Sagenschatz Sachsens II 326.jpg

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zu Land, bis er endlich, nachdem er überall Kriegsdienste genommen, aber nirgends ausgehalten hatte, auf einem holländischen Schiffe nach China kam, wo er das Glück hatte, einem reichen Mandarin wegen einer Familienähnlichkeit zu gefallen und bei demselben Aufnahme und reichliche Versorgung zu finden. Nun mußte aber sein Gönner auf Befehl des Kaisers eine große Reise unternehmen und Bastian war gezwungen ihn zu begleiten. Die Reise ging, durch öde und gefährliche Steppen, wo wilde Thiere die Caravane überfielen und die Theilnehmer derselben sich aus Angst nach allen Richtungen hin zerstreuten. Bastian fand sich endlich am Ufer eines Baches liegend wieder, wo er eingeschlafen war. Als er erwachte, plagte ihn grimmiger Hunger und Durst, er wußte in der trostlosen Oede weder Weg noch Steg und wäre doch gern wieder in seinem Vaterlande und in seinem Geburtsorte Eisenberg gewesen, er sehnte sich wieder nach dem Schwarzbrod und Käse seiner Mutter zurück, und hätte herzlich gern dafür ihre Schimpfreden und Scheltworte mit in den Kauf genommen. Als er nun so in halber Verzweiflung über seine elende Lage da lag, trat auf einmal der Böse zu ihm und versprach ihm, ihn wieder in sein Vaterland zu bringen und ihm außerdem noch so viel Geld wie er wolle zu geben, dafern er ihm seine Seele verschreiben wolle. Dies schien unserem Bastian aber doch zu theuer und er lehnte den Antrag um diesen Preis ab. Da versprach ihm aber der Teufel, er wolle dasselbe für ihn thun, wenn er ihm verspreche, sich drei Jahre nicht zu kämmen und zu waschen, seine Kleidung nicht zu verändern, nie beten und nicht in die Kirche gehen zu wollen. Dies schien ihm eher ausführbar zu sein, er ging also auf den Handel ein und der Teufel hing ihm ein Bärenfell um, gab ihm viel Geld, fuhr mit ihm in die Höhe und ließ ihn dann sanft vor dem Stadtthore zu Eisenberg wieder zur Erde niederfallen.

So wanderte denn der Bärenhäuter Bastian wieder in das Thor seiner Vaterstadt ein, wo ihn aber Niemand mehr kannte, und als er zu seiner Mutter in die Stube trat, wollte

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Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 2. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 326. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_II_326.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)