Seite:Graesse Sagenschatz Sachsens I 105.jpg

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gewesen. So habe einst ein Churfürst einen Diener in ein bestimmtes Zimmer geschickt, um etwas zu holen, da habe dieser den grauen Mönch an einem Tische sitzen und schreiben sehen, erschrocken sei er zurückgeeilt und habe seinem Herrn, was er gesehen, gemeldet, der Churfürst sei schnell ohne Begleitung an denselben Ort gegangen, habe auch den Mönch noch schreibend gefunden und ihn gefragt: „was machst Du hier?“ Der aber erwiderte: „ich schreibe Deine Sünden auf.“ Da versetzte der wackere Fürst: „hat Dir Gott die Macht dazu gegeben, so thue es immerhin“, und begab sich, ohne andere Fragen zu thun, aus dem Zimmer. Mit diesem Gespenste darf jedoch das sogenannte weiße Gespenst nicht verwechselt werden. Dies war eine lange Frau in weißen Gewändern, welche nach der Volkssage sich früher ebenfalls sehen ließ, wenn ein Todesfall in der churfürstlichen Familie in der Nähe war: es zeigte sich besonders auf der Treppe der ersten zur zweiten Etage des ersten Thurmes rechts im großen Schloßhofe, da wo früher ein geheimes Cabinet und die churfürstliche Handbibliothek war, und so soll dasselbe z. B. den Tod der Gemahlin des Churfürsten Johann Georg’s II. Magdalene Sybilla im Jahre 1687 angezeigt haben, wie Maurer (Amph. Un. S. 386) erzählt. Endlich soll es sonst auch noch auf dem vom Schlosse aus in die frühere, jetzt weggerissene, am Bärengarten befindliche Hofapotheke führenden Gange umgegangen sein, doch hat man eigentlich nie wirklich etwas gesehen, sondern furchtsame Personen erzählten nur, daß, wenn sie Abends diesen Gang betreten, es gerade so sei, als wenn ein großer weißer Ballen hinter ihnen her gewälzt werde. (S. a. oben S. 25. Nr. 22. u. S. 41. Nr. 29.) Ueber das im Winter 1865-66 in den Zimmern über dem Gr. Gewölbe gehörte Geräusch und Poltern ist keine Aufklärung erlangt worden.


111) Das garstige Ding zu Dresden.
Hilscher, Nachrichten von der Elbbrücke. S. 13. sq. Schäfer Bd. I. S. 85 etc.

Eins der Wahrzeichen (es waren deren fünf, das Brückenmännchen,

Empfohlene Zitierweise:
Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 1. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 105. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_I_105.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2018)