Seite:Graesse Sagenschatz Sachsens I 131.jpg

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Leipzig im Gefängniß aushalten, bis er auf Fürbitten des Fürsten Joachim Ernst von Anhalt wieder in Freiheit gesetzt ward. Kurz zuvor hatte er einen Traum, als wenn er bei dem angestellten Leichenbegängniß eines fürstlichen Frauenzimmers eine Glocke ziehen hülfe, wobei ihm der Strick zerrissen, davon er das abgerissene Stück mit den Worten weggeworfen: Strick ist entzwei und wir sind frei. Er hat auch eben damals im Traume die Worte gehört: „ich will Dir noch 15 Jahre zusetzen (Jesaias 38, 5.).“ So hat er diese Zeit wirklich noch gelebt; er kam den 8. Februar 1586 aus dem Gefängniß und starb den 25. September 1602. Merkwürdig ist noch, daß bei seinem Abscheiden sein kleines Taschenuhrlein, welches ganzer zwei Jahre lang nicht gebraucht und drei Tage vor seinem Ende von seiner Ehefrau in einem Kasten verschlossen worden war, damit es nicht Jemand mitgehen hieße, zu schlagen anfing, dabei, als es den 11. vorletzten Schlag gethan (es war eben zwischen 11-12 Uhr Mittags), in demselben Moment ihm die Seele ausgefahren ist.


151) Fortziehen der Bienen deutet Tod an.
Nach Misander, Delic. Bibl. T. V. p. 485. Heine, S. 812.

Als der berühmte Theolog D. Weller zu Dresden auf dem Sterbebette lag, hat sich außen an dem Hause bei seiner Studirstube ein Bienenschwarm angelegt, so etliche Tage daselbst geblieben ist. Die Nacht aber vorher, ehe der theuere Mann starb, hat sich der Bienenschwarm, wie Misander mit eigenen Augen gesehen, davon gemacht, daß Niemand gewußt wohin.


152) Der Hofprediger Steinbach will mit Hilfe des Teufels aus dem Gefängniß entwischen.

J. Franci Hist. Relation. Continuatio. o. O. 1593. 4. S. 42. sq. Beschreibung der Stadt Stolpen. S. 279. Schöttgen, Beschr. von Wurzen. S. 391. sq. Annalen oder Leben der Hofprediger zu Dresden. S. 459. sq.

Als David Steinbach, zuletzt churfürstlicher Hofprediger zu Dresden, wegen Versuchs der Einführung des Calvinismus

Empfohlene Zitierweise:
Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 1. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 131. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_I_131.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)