Seite:Graesse Sagenschatz Sachsens I 136.jpg

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Dresden gewesen, allwo die Hexen und Angehörigen des Teufels jährlich dreimal, als nämlich am Walpurgis-, Johannis- und Stephansabend zusammen kämen, der Teufel wäre daselbst auf einem Stuhle in Menschengestalt sitzend gesehen worden und hätte allen und jeden Anwesenden ein Schwert in die Hand gegeben, womit sie sich wider einander schlagen müssen. Dazumal hätte er die Wunde über den rechten Ellbogen bekommen, wiewohl er denselben Abend nichts davon gefühlet, des folgenden Tags aber hätte der Satan diese Wunde mit einem Hauch geheilt. Als er ferner befragt wurde, wie er auf besagten Berg hinauf- und wieder zurückgekommen, ingleichen was sich darauf weiter zugetragen, gab er folgende Nachricht. Er wäre unter eine Feuermauer getreten und hätte sich ins Teufels Namen mit einer Salbe beschmieret, daraus wäre er oben herausgefahren, woselbst ein schwarzer Bock gestanden, auf welchen er sich gesetzt und solcher Gestalt von demselben auf obgemeldeten Berg gebracht worden und auf eben dieselbe Weise wäre er wieder zurückgekommen. Dieses Alles hat besagter Mensch gerichtlich ausgesagt, wie es denn also auch in den Gerichtsacten aufgezeichnet gefunden wird. Vermuthlich ist er aber für verrückt gehalten worden, denn bestraft scheint man ihn nicht zu haben.


154) Die Sage vom Heidenkirchhof zu Radeburg.
S. Sachsengrün 1861. S. 9.

Den Fußweg, der vom Städtchen Radeburg nach dem Dorfe Berbisdorf führt, durchschlängelt ein munterer Bach, der sogenannte Seif. Ein kleiner Steg bahnt dem Fuße den Weg über denselben, die Strecke aber, welche dem überblickenden Auge im wechselvollen Durcheinander von ödem Sturzacker und Tannenwald entgegensteht, ist der Heidenkirchhof. Hier giebt es Urnengräber in Menge, aber wenn auch Pflugschaar und Hacke sich bemühen, die Hügel grauer Vorzeiten zu ebnen, die Seelen der dort Begrabenen sind noch nicht zur Ruhe gekommen. Jeder vermeidet deshalb diesen Ort, allein einst kamen im Winter dort zwei Jäger

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Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 1. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 136. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_I_136.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)