Seite:Graesse Sagenschatz Sachsens I 179.jpg

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besuchte. Als er jedoch hierher kam, versah er es und rannte mit seinem Kopf unversehens an diesen Felsen, so daß derselbe in zwei Theile zersprang, in den großen und kleinen Zschirnstein, und er selbst einen schweren Fall that, wobei er mit dem Fuße den erstern auf der Nordseite niedertrat und zwei Zähne, einen Augen- und einen Backzahn, verlor. Beide liegen noch bei Schöna, und ist ersterer der heutige Zirkelstein, letzterer aber der Kahlstein oder die Kaiserkrone, und weil Rübezahl bei Schandau in einem Grunde rastete und hier seine Schmerzen zu stillen suchte, heißt dieser noch heute der Zahngrund; von seinem starken Blutverluste zeugen aber ebenfalls noch jetzt die röthlichen Adern, welche das Gestein dort durchziehen.


201) Die Sage vom Kuhstalle bei Lichtenhayn.
Hofmann S. 364. sq. Curiosa Sax. 1743. S. 194. sq.

In der Nähe des Marktfleckens Lichtenhayn, der eine Stunde von Schandau entfernt ist, befindet sich ein hoher Felsen, früher der Haußberg genannt, welcher eine große, von der Natur gebildete Halle enthält, in welche man durch das 10 Ellen hohe und 12 Ellen breite Thor, das völlig gerundet und gewölbt ist, tritt. Weil dereinst in Kriegszeiten die Bauern der Umgegend ihr Vieh hineingeflüchtet haben sollen, so hat man diese Höhle den Kuhstall genannt. Uebrigens sind auch noch mehrere Nebenhöhlen vorhanden, die wohl zum Aufenthalte für die dorthin geflüchteten Landleute gedient haben mögen. Ehe man von Lichtenhayn hierher kommt, findet man im Walde eine Art Gesundbrunnen, den man den hellen Fluß nennt, und bei dem in der Zeit des Papstthums verschiedene Wunder sich ereignet haben sollen, nicht weit davon aber einen Felsen, der oben eine ungleiche Vertiefung hat und der Taufstein genannt wird, weil da in Kriegszeiten die neugebornen Kinder der hierher Geflüchteten getauft worden sein sollen. Diesem Haußberg gegenüber ist die sogenannte Pfaffenklunst (kluft), zu der man durch einen engen Weg fast nur mit Lebensgefahr gelangt. Der Ort soll seinen Namen

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Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 1. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 179. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_I_179.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)