Seite:Graesse Sagenschatz Sachsens I 312.jpg

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Ritter St. Georg gehört haben. Es begab sich aber, daß dieser Ritter St. Georg einst von seinen Feinden beinahe gefangen genommen ward. Jedoch kömmt er noch auf sein Pferd und wird mit diesem auf einen hohen Felsen, der Spitzstein genannt, getrieben. Da er nun nicht weiter kommen kann, so beschließt er in seinem Herzen, wenn ihm Gott Hilfe sende und er mit seinem Leben davon komme, so wolle er ihm ein Gedächtniß stiften lassen. Er springt hierauf von diesem Felsen gerade dem Dorfe Wesewitz gegenüber in den Muldenfluß hinab und kömmt davon. Zuvor soll er einen beschriebenen Bogen Papier in die Luft haben fliegen lassen, wo solcher nun würde gefunden werden, da wolle er Gott zu Dank eine Kirche hinbauen lassen. Dies ist hernach auch geschehen und hat er die Kirche hierher zu Nauenhayn bauen lassen.

Nachmals ist es geschehen, daß, als er sich von einer Reise heim begeben wollte, er im J. Chr. 303 in die Verfolgung des Diocletianus gerieth und enthauptet ward. Zuvor ward er in ein Faß mit spitzigen Stacheln und Schneiden gesteckt und von einem Felsen herabgestürzt, ist aber allezeit unverletzt geblieben, was den Tyrannen dermaßen verdroß, daß er Befehl gab, ihn zu enthaupten. Nach langer Zeit erst ist er vom päpstlichen Stuhl canonisirt und in das Register der Heiligen gesetzt worden. Zum Wahrzeichen hat man aber sein Bild stets in der Kirche von Nauenhayn vorgezeigt.


350) Die Strafe der Gartendiebe in Leisnig.
Ziehnert Bd. III. S. 248.

Vor dem Oberthore Leisnigs stand am Teiche ein 12 Ellen hoher gezimmerter Baum, oben mit einem langen Arm, an dem ein Korb ohne Boden hing. Durch diesen ließ man Gartendiebe zur Strafe in’s Wasser fallen.

Empfohlene Zitierweise:
Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 1. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 312. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_I_312.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)