Seite:Graesse Sagenschatz Sachsens I 318.jpg

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Libussa auf dem Wischerad bei Prag, den man noch jetzt zeigt.


359) Der Poltergeist zu Roßwein.
S. Knauth a. a. O. Th. VIII. S. 579. sq.

Im Jahre 1649 ist Meister Georg Jahn, Schwertfeger zu Roßwein, Tag und Nacht in seinem Hause von einem Poltergeist gequält worden, hat sich deshalb an den Freiberger Superintendenten P. Sperling gewandt und dieser ihn in einem weitläufigen, noch jetzt vorhandenen Schreiben über die Art, wie solcher zu vertreiben, unterrichtet.


360) Der Teufel holt ein Mädchen zu Roßwein.
S. Knauth. Th. VII. S. 130 sq.

Im Jahre 1586 hat sich zu Roßwein eine sogenannte Schleiermagd, die schwangern Leibes gewesen, bei ehrlichen Leuten eingemiethet, die anfangs ihren Zustand nicht kannten. Als sie nun in die Wochen kam und das Gewissen aufwachte, da hat ihr der Teufel solche Sünde weidlich aufgemutzt und hätte sie gern um Leib und Leben gebracht. Deswegen ist sie in große Traurigkeit verfallen, also daß allem Gesinde bange dabei worden und die Wirthin an ihr genug zu trösten gehabt. Ueber etliche Tage stirbt das Kind und nun hält der Teufel desto heftiger bei ihr an. Einstmals steht sie des Nachts auf und geht zur Thür hinaus: da nimmt sie der Teufel alsbald, wie ihr es gedäucht hat, bei seiner weichen Hand und führt sie stracks zum Brunnen im Hofe. Die Wirthin, die solches gehört, steht auf und geht in die Stube, sieht in das Bett, findet aber die Wöchnerin nicht. Sie redet also das Gesinde hart darum an. Diese nehmen alsbald ein Licht zur Hand und gehen hinaus, um sie zu suchen, rufen und schreien, finden aber Niemand. Sie gehen also in den Hof, finden das Lieth (d.h. Laden) über dem Brunnen weit aufgethan, leuchten mit dem Lichte hinein, sehen aber nichts,

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Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 1. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 318. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_I_318.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)