Seite:Graesse Sagenschatz Sachsens I 331.jpg

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und Begehren, dies der Obrigkeit kund zu thun und als Zeugen seiner Unschuld aufzutreten, haben diese sich aber wenig gekehrt, sondern ihm eine scharfe Gesetzpredigt gehalten, darauf aber dem Herrn Richter und seinen Beisitzern, was sich begeben, treulich berichten lassen, welche dann durch Androhen, daß sie ihn wieder auf die Folterbank bringen wollten, ihn dahin bewogen haben, daß er zum vierten Male die begangenen und schon vorher gerichtlich ausgesagten Missethaten beständig bekannte. Er ist auch am andern Tage, als ihn die Geistlichen abermals besuchten, dabei geblieben, war wegen seiner Uebelthaten sehr betrübt und bekümmert, entsagte dem Teufel und seinem Buhlen Tatman Lucifer öffentlich und zeigte ein sehnlich Verlangen nach Christo, nahm auch am 18. Juli das h. Abendmahl. Endlich ging er, nachdem er die übrige Zeit seines Lebens mit Gebet und christlichen Gesängen zugebracht, am 20. desselben Monats getrost und freudig zur Gerichtsstatt und ward hier in Gegenwart vieler Zuschauer lebendig verbrannt im 36. Jahre seines Alters und 2ten seiner unseligen Dienstbarkeit.


381) Der Currendknabe zu Geithayn.
Poetisch beh. b. Ziehnert, Bd. II. S. 123 sq.

An der Mittagsseite der Kirche zu Geithayn ist ein Knabe in Stein gehauen, den die auf dem Rücken hängende Schalaune (Mantel) als Currendschüler bezeichnet. Zwar ist die Inschrift unter dem Bilde selbst nicht mehr zu lesen, die Sage aber berichtet also über die Bedeutung desselben. Es sind einmal des Abends vier Currendschüler der Stadt Geithayn auf dem Kirchthurm gewesen und haben gesehen, daß da, wo die Viertelglocke hängt, ein Dohlennest zwischen den Balken angelegt war. Die Stelle war gänzlich unzugänglich, doch haben sie am Ende auf ein Mittel gesonnen, sich des Nestes zu bemächtigen. Drei von ihnen haben also ein Bret zum Kirchhurmfenster hinausgehalten und der vierte ist

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Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 1. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 331. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_I_331.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)