Seite:Graesse Sagenschatz Sachsens I 362.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

waren einen Finger lang, hatten Kronen auf dem Haupte, zwei Flügel und Saurüssel und sollen derer oft 2–400 Stück auf einmal bei einander gewesen sein. Am 23. Novbr. 1606 zündete ein solcher Drache dem Kohlenträger Gregorius das Haus über dem Kopfe an, weil derselbe angeblich den höllischen Gast auf dem Boden, wo er seinen Sitz hatte, mit einem schlechten Tractement abgespeist hatte.


414) Der Teufel verlockt zum Selbstmord.
Große Bd. II. S. 197 sq.

Der Teufel hat sich in Leipzig mehr als einmal in seiner natürlichen Gestalt sehen lassen, z. B. im Jahre 1635, wo er einen Soldaten seines gräßlichen Fluchens halber holen wollte. Am 17. Juni des Jahres 1604 kam er auch zu dem Zieler des Thomasschießgrabens, Hieronymus Straßburger, begrüßte ihn als alten Bekannten und schlug ihm vor, sich zu hängen oder zu erstechen. Deshalb befestigte er selbst einen Strick an einem Balken und setzte zur größeren Bequemlichkeit für die gefährliche Expedition einen Lehnsessel darunter. Als nun Straßburger wenig Lust dazu bezeigte, so schlug er ihm vor, mit ihm über die Mauer zu springen und auf die Schloßwiese zu gehen, wo er ihn mit den schönen Früchten des daselbst stehenden Birnbaums tractiren wollte. Allein da Jener auch hier nicht daran wollte, so verschwand er. David Büttner, Diaconus zu St. Thomas, der Beichtvater des Zielers, mußte aber alle seine Ueberredung aufbieten, um den vom Teufel Geplagten zu trösten.


415) Das Johannismännchen[1] zu Leipzig.
J. Chr. Dolz, Versuch e. Gesch. Leipzigs. Leip. 1818. S. 457 sq. S. Hasche, Mag. d. sächs. Gesch. Bd. III. S. 471.

Bis zum Jahre 1786 war es in Leipzig Sitte, am Johannishospitale ein kleines, hölzernes, schön geputztes


  1. Ist wohl dieselbe Sage wie unten Nr. 446.
Empfohlene Zitierweise:
Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 1. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 362. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_I_362.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)