Seite:Graesse Sagenschatz Sachsens I 372.jpg

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so in Gestalt einer Katze, zuweilen auch unter anderer Gestalt die Kranken und andere Leute sehr vexirte.


427) Festmachen hilft nichts.
Vogel, Annalen. S. 831.

Am 10. Mai des Jahres 1684 ist früh Morgens in der Pleiße bei der Nonnenmühle ein ertrunkener Mensch gefunden worden, der aus dem Passe, den er in seiner Tasche trug, als ein Nadlergeselle, Namens Peter Wahrmund, erkannt ward und aus Merseburg gebürtig war. Man fand bei ihm einen Zettel, auf dem viele Charactere und ein zauberischer Segen geschrieben war, und darunter standen die Worte: „Wer diesen Zettel bei sich trägt, der soll von keinem Feuer verbrannt, von keinem Feuer verletzt und verwundet werden, auch in keinem Wasser ersaufen können.“ Was nun dieser Aberglaube geholfen, das hat der Ertrunkene mit Verlust seines Lebens erfahren.


428) Ein Mönch sieht seinen Tod voraus.
Fabric. Ann. Misn. L. II. p. 154. Vogel a. a. O. S. 58.

Im August des Jahres 1459 (oder 1463) ist zu Leipzig eine schwere Pest gewesen, an der allein im Paulinerkloster 29 Mönche verstorben. Darunter ist ein alter Mönch gewesen, Namens Martin Drentzizk, der den Tag und die Stunde seines Ablebens wußte. Als dieser vom Abte gefragt ward, ob er vermeine, einen gnädigen Gott zu haben, antwortete er: „lieber Vater, ich weiß die Schrift nicht und bin sehr ungelehrt, doch habe ich eine Gewohnheit gehabt, daß, wenn die andern Brüder gesungen, ich unterdeß einen Theil vom Leiden und Sterben Jesu Christi für mich genommen, dasselbe herzlich betrachtet und meinem Erlöser und Seligmacher inbrünstig Dank gesagt. An desselben Gerechtigkeit und Genugthuung für der ganzen Welt Sünde allein will ich gedenken.

Empfohlene Zitierweise:
Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 1. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 372. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_I_372.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)