Seite:Graesse Sagenschatz Sachsens I 379.jpg

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es in der Pest nicht Mode sei, abschlagen. Er aber besteht auf seinem Verlangen, überwältigt die Todtengräber, reißt nebst einigen Leuten, die sich zu seiner Hilfe für angebotenes Geld finden, den Sarg mit Gewalt auf, erkennt seine Verlobte ganz wohl, sieht aber mit Thränen und Erstaunen, wie ihre Hände und Füße gebunden, ein starker Knebel in den Mund gesteckt ist und sie noch lebt. Die Todtengräber sehen, daß sie nunmehro verrathen sind, und ziehen sogleich ab, das Mädchen wird aus dem Sarge genommen, nach Hause geführt und wieder in’s Leben gebracht und soll bald darauf auch ihren Bräutigam, der ihr das Leben erhalten, geheirathet haben. Am 28. Oktober des Jahres 1582 aber sind die Todtengräber zu Großzschocher mit glühenden Zangen zerrissen, gerädert und auf’s Rad geflochten, ihre zauberischen Weiber und Schwiegersöhne aber, so mancherlei und erschreckliche Wetter gemacht und mit dem Teufel gebuhlt, sind auf den Scheiterhaufen gesetzt und verbrannt worden.

Bald darauf ist auch der Todtengräber in Leipzig justificirt worden, weil er nebst seinem Knechte gleichergestalt drei Giftpulver von Kröten, Schlangen und Molchen zugerichtet, deren eines schwarz, das andere gelb, das dritte roth gewesen, damit er der Meister 22 Personen vergeben, der Knecht aber 6 getödtet hat.[1]


437) Das Frankengrab bei Connewitz.
Poetisch beh. v. Ziehnert Bd. I. S. 67 sq.

Hinter dem Dorfe Connewitz eine Stunde von Leipzig am Ufer der Elster rechts auf der Straße nach Zwenkau befindet sich das sogenannte Frankengrab. Es soll unter demselben ein französischer Offizier liegen, der in der Nacht zum dritten Schlachttage der größten Völkerschlacht bei Leipzig im Jahre 1813 hier gefallen ist. Angeblich hätte er seinen Tod


  1. Aehnliche Geschichten von Todtengräbern s. b. Schöttgen, Historie v. Wurzen S. 667. M. Zeiller, Itiner. German. S. 520.
Empfohlene Zitierweise:
Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 1. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 379. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_I_379.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)