Seite:Graesse Sagenschatz Sachsens I 416.jpg

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480) Das verschworene Bergwerk zu Schneeberg.
Meltzer a. a. O. S. 923 sq.

Als im Jahre 1478 in dem Mühlberg etliche Fundgruben aufgenommen, ein Stollen darin getrieben und sehr reiches Erz darin getroffen ward, da fuhren die Herren Römer, vermuthlich jener Sebastian, der früher Romner geheißen, und sein Haufe zu und wollten Alles allein haben, nannten es auch die Römerzeche. Nachdem nun aber in dieser Zeche damals ein Kux an die 1200–1400 Gulden gegolten hatte, so geschah es, daß, als der Lehnträger Römer fälschlich geschworen, daß dieser Gang sein sei, das Erz auf dieser Zeche im Anbruch zu Kohlen ward und sowohl hier als auf 10–12 andern Zechen dieses Berges nichts mehr erbrochen ward. Gleich beim Schwur aber im Obergericht zu Zwickau ist das Gewölbe von selbst aufgerissen worden und hat das Glöcklein, womit man sonst die Diener hereinzurufen pflegt, von selbst geklungen. Daher ist das Sprichwort gekommen, welches Herzog Georg von diesem Berge zu sagen pflegte: „der Klößberg ein tauber Berg, der Mühlberg ein verschworner Berg, sehet mir auf den Schickenberg“.


481) Der Teufel läßt ein ungeladenes Gewehr losgehen.
Meltzer. S. 1020.

Am 14. März des Jahres 1615 ist zu Schneeberg in des Bürgers Paul Leibigers Stube Christoph Büttner, ein Zahnbrecher, erschossen worden. Dieser war kurz zuvor von einer Reise zurückgekehrt und wollte mit jenem um ein Handrohr, das über ein halbes Jahr an der Wand gespannt gehangen hatte, tauschen. Als er nun dasselbe spannte und dieses kein Feuer geben wollte, da hat Büttner zu Leibigern gesagt: „ei! es muß Feuer geben in Teufels Namen!“ Siehe, da ist alsbald das Rohr losgegangen und der leichtfertige Büttner erschossen worden, ohngeachtet, wie der damalige

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Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 1. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 416. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_I_416.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)