Seite:Graesse Sagenschatz Sachsens I 465.jpg

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begann er den Schurf, und kaum hatte er die Dammerde durchbrochen, als mächtige, nach allen Seiten streichende Silbergänge ihm entgegen blinkten. Er sank auf seine Kniee und dankte Gott. Bald war die Kunde von dem neuentdeckten Bergreichthume in allen Landen verbreitet und Tausende zogen herzu, um sich in der bisher so wilden Gegend anzusiedeln. Dieß veranlaßte denn auch Herzog Georg den Bärtigen, hier eine neue Bergstadt zu gründen. Am 21. September 1496 ward der Grundstein zu dem ersten Hause gelegt, und die neue Stadt Neustadt am Schreckenberge, später aber Annaberg genannt. Zum Andenken an Daniel Knappe aber heißen noch heute die Bergleute im Allgemeinen die Knappen und ihre Gemeinschaft die Knappschaft.


523) Das himmlische Heer bei Annaberg.
Novell. b. Dietrich a. a. O. Bd. I. S. 225 sq.

Einst lebte in der Gegend des heutigen Annabergs ein armer Bergmann, der reich mit Kindern, aber wenig mit zeitlichen Gütern gesegnet war und sich, weil seine Frau schwer erkrankt war, in großer Noth befand, da die Grube am südlichen Abhange des Bielberges, wo er arbeitete, unergiebig war. Wie er nun mit seinem Gevatter, dem Steiger, lange vergeblich gearbeitet hatte, fiel auf einmal ein Theil des Gesteins von selbst herab und sie sahen einen mächtigen Gang reichen Erzes vor sich, eine Stimme aber rief: „Daniel! (so hieß er nämlich) ich bin der Fürst der Berge, was Du in diesem Schacht gewinnst, ist Dein, ich schenke es Dir!“ Jener aber sprach: „ich kann es nicht annehmen, denn es gehört den Gewerken.“ Als nun der Berggeist ihn noch mehrmals aufgefordert hatte, das Gefundene zu nehmen und an seine Frau und Kinder zu denken, er aber sich immer weigerte, verschwand auf einmal der ganze Erzgang wieder. Er ging traurig nach Hause, als er aber dort ankam, kam ihm seine Frau völlig gesund entgegen und sagte, es sei ein

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Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 1. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 465. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_I_465.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)