gehörte und mit den Schlössern Lichtenwalde und Neuesorge unterirdisch in Verbindung stand. Die Bewohner setzten einander in Kenntniß, wenn auf der Landstraße Reisende zu erblicken waren. Einst überfiel der Ritter von Schellenberg am Sylvesterabend des Jahres 1213 von Freiberg nach Ebersdorf pilgernde Wahlfahrer; allein er unterlag den sie vertheidigenden Klosterknechten, der größte Theil seiner Leute ward erschlagen, der andere in die Flöhe getrieben. Die Stelle, wo dies geschah, heißt noch der Höllengrund. Auf jene Raubritter bezüglich ist der Name „Schellenberg“ d. h. es schallt im Berg, ebenso Lichtenwalde = es ist Licht im Walde, und Neuesorge = es ist neue Sorge.
Im Bärengarten zu Augustusburg wurden stets ehemals Bären gehalten, am 20. December 1720 stieg ein Bär nicht weit vom Bärenfange über die nur 5 Ellen hohe Mauer, ging zuerst an das Schloßthor, dann in das nächste Haus am Schloßberge, wo er durch ein Fenster in die Stube eindrang und daselbst drei Kinder antraf. Ein Mädchen entlief, das andere aber, die 10jährige Tochter des Brunntreibers Christian Klotz erhaschte er beim Ausreißen vor der Thüre und biß es todt, und die zur Hilfe herbeigeeilte Frau des nächsten Nachbars, des Böttchermeisters Michael Hungers Weib, 58 Jahre alt, ward von ihm auch dergestalt verwundet, daß sie am andern Tage starb. Sein Schädel ist noch unter dem ersten Thore zu sehen, und den Ort, wo er über die Mauer stieg, bezeichnet noch eine weiße Scheibe mit einer Inschrift.
Im Monat Oktober des J. 1706 entstand des Nachts
Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 1. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 527. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_I_527.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)