Seite:Grandison der Zweite 2.pdf/265

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Wenn ich aufgeräumt wäre, so schrieb ich ihren ganzen Brief ab, er passet eben so genau auf Sie als auf mich, und ich könnte Ihnen alles das wieder sagen, was Sie mir gesagt haben: aber ich bin so grimmig, daß ich Lust habe, mein Nachtzeug vom Kopfe zu reißen, oder meinem Mädchen zu klingeln, um ihr eine Ohrfeige zu geben, daß ich nur den Zorn auslasse und nicht krank darüber werde. Nehmen Sie erstlich ein rothes Pulver ein, für die Alteration, hernach lesen Sie den Einschluß meines Briefes. Lassen Sie uns eine Allianz schließen, um mit gesammter Hand unsern gemeinschaftlichen Feind zu bekriegen – – So eine niederträchtige Gemüthsart hätte ich dem Major nicht zugetrauet, er verräth sehr viel Einfalt und thörigte Liebe dabei. Wie muß der arme Kerl doch von sich eingenommen seyn, daß er durch ein paar romanmäßige Liebesbriefe in einer Stunde zwei Eroberungen machen will! Ich habe Mitleiden mit ihm, daß er von der heutigen Lebensart so eine geringe Känntniß besitzt, und eine gemeine Höflichkeit

Empfohlene Zitierweise:
Johann Karl August Musäus: Grandison der Zweite, Oder Geschichte des Herrn v. N *** in Briefen entworfen. Band 2. Michael Gottlieb Griesbach, Eisenach 1761, Seite 263. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grandison_der_Zweite_2.pdf/265&oldid=- (Version vom 1.8.2018)