Seite:Grandison der Zweite 3.pdf/154

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

kommen war, selbst auf meine Stube gehet, um mich herunter zu führen, und wie er mich nicht findet und mein Clavier offen stehet, so spielt er etwan ein Stückgen und findet das Liedgen. Der Innhalt hat ihn vermuthlich bewogen, es zu sich zu nehmen, ich habe den Verlust auch nicht eher gemerket als heute früh, da ich es lesen wollte. Ich bin in einer entsetzlichen Verlegenheit deswegen und weil ich den Innhalt davon aus Ihrem Schreiben schlüßen kann: so werde ich mich heute nicht für den Major können sehen lassen ohne roth zu werden. Ich wollte lieber einen Dieb, den ich mit Steckbriefen könnte verfolgen lassen, in meinem Zimmer gesehen haben als einen, dem ich nicht einmal seinen Diebstahl Schuld geben, oder ihn der Obrigkeit zur Bestrafung in die Hände liefern darf. Erweisen Sie mir doch, mein liebes Fräulein, einen zwiefachen Gefallen, ich bitte Sie, geben Sie mir wegen meiner Unachtsamkeit einen derben Verweis, und schicken Sie mir aufs eiligste eine andere Abschrift des Liedgens,

Empfohlene Zitierweise:
Johann Karl August Musäus: Grandison der Zweite, Oder Geschichte des Herrn v. N *** in Briefen entworfen. Band 3. Michael Gottlieb Griesbach, Eisenach 1762, Seite 152. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grandison_der_Zweite_3.pdf/154&oldid=- (Version vom 1.8.2018)