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von edlen Vorfahren abzustammen, war diesen stolzen, freiheitsliebenden Männern und Weibern eine wichtige Sache. Hier trockneten die Männer, zurückkehrend von Jagd- und Fischfang, ihre Kleider, entblößten auch einzelne Theile ihres Körpers, um recht die wohlthuende Wärme zu genießen, und Greise ließen sich gerne am Feuer von Kindern den Rücken kratzen. –

Die Herbstabende waren nun lang und kühl geworden und man fing wieder an das Feuer zu schätzen.

„Wo ist Gretter, der Taugenichts?“ fragte eines Abends Asmund, am Langfeuer sitzend.

„Der Leib wird alt und träg schleicht das Blut durch die Adern! Reib mir den Rücken, Junge! Doch tüchtig! Laß mich sehen, daß du dich munter rührst!“

„Gefährlich ist es, den Kecken zu reizen,“ sagte Gretter.

„Auf keckes Wort folgt harter Schlag!“ sagte der Vater. „Auf tummle dich.“

Der Knabe, hinter dem Stuhle des Vaters stehend, sieht eine Wollkratze auf der Bank liegen, welche eine der dienenden Mägde von ihrer Tagesarbeit hier zurückgelassen hat. Er greift nach dieser Kratze und, scharf aufdrückend, reibt er die Stahlbürste auf des Vaters Rücken hin und her.

Mit einem Schmerzensschrei springt Asmund auf, greift nach seinem Stock und holt zum wuchtigen Schlage gegen Gretter aus; dieser aber drückt sich eilends in den Winkel.

Durch den Lärm gerufen tritt Asdis in das Feuerhaus und fragt: „Was giebt es hier?“ –

Der Knabe flüchtet sich zur Mutter und spricht: „Du Göttin des Flachses, dort, der Goldausstreuer wollte, daß ich ihm den Rücken kratzen sollte, bis meine beiden Hände brannten. Da griff ich ihn mit ungeschnittenen Nägeln an. Die Spuren siehst du deutlich!“ –

Doch die Mutter wies ihn streng zurück und sagte: „Gretter, du hast schwer gefehlt. Als Mann noch wirst du büßen, was du an deinem Vater hier gefrevelt hast. – Geh’!“ –

Mit dieser Arbeit wars nun auch zu Ende.

Nach einiger Zeit, es war nun Winter geworden, sagte der Vater: „Gretter, du kannst die Pferde austreiben und hüten!“

Denn die Pferde auf Island sind gewöhnt, den Schnee mit ihren

Empfohlene Zitierweise:
Dagobert Schoenfeld: Gretter der Starke. Schuster & Loeffler, Berlin 1896, Seite 5. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gretter_der_Starke.pdf/23&oldid=- (Version vom 1.8.2018)