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Beide Brüder schärften dem Gloem es nachdrücklich ein, bei Tage die Leitern sorgsam zu hüten, und zur Nachtzeit stets die letzte Leiter einzuziehen.

„Zeige deine Treue, denn daran ist jetzt viel gelegen! Betrügst du uns aber, so trifft dich sicher das Unglück mit!“ –

Gloem versprach sein Bestes.

Das Wetter wurde nun immer schlechter. Der Regen ging in Schnee über, und der Nordost pfiff eisig kalt.

Jeden Abend fragte Gretter, ob die letzte Leiter auch hinaufgezogen sei?

Gloem machte den Einwand, ob es wohl einem Christenmenschen einfallen würde, bei diesem Hundewetter hier herüber zu kommen? „So lüstern, dich zu töten, ist doch niemand, daß er sein eigenes Leben dabei riskieren sollte. Haben dich Mut und Mannheit denn ganz verlassen? Du glaubst ja überall den Tod zu sehen!!“ –

„Ob du Mannheit zeigen wirst, wenn es zum Kampfe kommt, ist mir gleich. Aber nicht gleich ist es mir, ob eine Wache bei den Leitern steht, ob nicht. Und dies ist deine Pflicht, nichts anderes. Trolle dich hinaus!“ –

So trieben die Brüder den Gloem jeden Morgen hinaus, dort bis zum Abend an den Leitern Wache zu stehen.

Er that es widerwillig.

Die Brüder blieben in der Hütte, Gretter liegend auf seinem Schmerzenslager, unbeweglich, indem sein Bein von Tage zu Tage schlechter wurde. Am ganzen Schenkel bildeten sich Eiterstellen, und der Tod schien nahe.

Illuge pflegte ihn unermüdlich bei Tage und bei Nacht. In seine Augen kam kein Schlaf. Dabei stumpften sich seine Nerven ab, und er wurde gleichgültig auch gegen die drohende Gefahr.

Es war jetzt eine Woche vergangen, seitdem Gretter durch den Hieb nach jenem Klotze sich verwundet hatte.

Empfohlene Zitierweise:
Emil Dagobert Schoenfeld: Gretter der Starke. Schuster & Loeffler, Berlin 1896, Seite 241. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gretter_der_Starke.pdf/259&oldid=- (Version vom 1.8.2018)