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die Schwerter in die Scheide. Dann nahmen die Unparteiischen die Verhandlung wieder auf und suchten einen Vergleich herzustellen.

Torfin, Thorstein und Besse forderten für Gretter sicheres Geleit und boten dafür eine Geldsumme an.

Der Jarl sagte:

„Das sollt ihr wissen, daß ich das für keinen Vergleich ansehe, was wir auch hier beschließen mögen. Gebe ich nach, so geschieht es einzig und allein deswegen, weil ich den Kampf gegen meine eigenen Landsleute nicht will. Doch, das sollt ihr merken, daß ihr in dieser Sache wenig rücksichtsvoll euch gegen mich gezeigt habt!“ – Torfin antwortete: „Durch euer Nachgeben, mein Herr, legt ihr auch die größeste Ehre ein; auch überlassen wir es vollkommen eurem Ermessen, die Höhe der Geldbuße zu bestimmen!“ –

Endlich gab der Jarl nach und verbürgte dem Gretter Frieden und Sicherheit, doch nur unter der einen Bedingung, daß er mit nächster Gelegenheit Norwegen verlasse und nach Island zurückkehre.

„Seid ihr mit dieser Entscheidung zufrieden?“ fragte er. Sie sagten: „Ja, wir sind es!“ –

Außerdem zahlten sie dem Jarl ein hohes Reugeld, sodaß er damit zufrieden war.

Dann trennten sich die Parteien, aber ihr Abschied von einander war doch nur kühl.

Gretter umarmte seinen Bruder und seinen Freund Besse, herzlich dankend für die empfangene Hilfe, und reiste dann mit Torfin nordwärts ab.

Torfin gewann durch diesen nachdrücklichen Schutz, den er Gretter geleistet, und durch die Tapferkeit, mit der er dem mächtigen Jarl widerstanden hatte, in ganz Norwegen großes Ansehen.

In Torfins Hause wurde Gretter mit aller Freundschaft gehegt und gepflegt, bis die Gelegenheit sich fand, auf einem Kaufmannsschiffe nach Island zurückzukehren. Zum Abschied schenkte Torfin dem Gretter noch viele Kostbarkeiten, als Festkleider, einen gemalten Reitsattel und einen silberbeschlagenen Pferdezaum. So trennten sie sich als gute Freunde und Torfin bat den Gretter: „Komm wieder zu uns, falls du noch einmal gen Norwegen steuerst!“ –

Es war Sommer und Gretter, legte die Seereise rasch und glücklich zurück. Den Blick in die blaue Flut gesenkt, und die Brust voll des Erlebten, sang er den zurückgelassenen Freunden ein Danklied:

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Dagobert Schoenfeld: Gretter der Starke. Schuster & Loeffler, Berlin 1896, Seite 58. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gretter_der_Starke.pdf/76&oldid=- (Version vom 1.8.2018)