Seite:Grimm Linas Maerchenbuch II 019.jpg

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und halsete, herzte und küßte ihn. Darauf stieg sie mit ihrer Amme in das Wunderschiff, und wünschte sich fern, fern im großen Meere auf einer stillen friedlichen Insel zu sein. Da erhob sich mit einemmale das Drachenschiff hoch, hoch in die Luft und schoß pfeilschnell von dannen, und ehe man sich nur darauf besinnen konnte, wars aus dem Gesichte Aller verschwunden.

Aber der König und die Großen vom Hofe und seine Räthe und das Volk standen da, und harrten von Stunde zu Stunde, und erwarteten jeden Augenblick, daß es wieder erscheinen würde. Aber es erschien nicht. Und sie harrten vom Mittage zum Abend, und vom Abende zur Nacht und zur Mitternacht, aber Armina in dem Wunderschiffe kam nicht. Und sie hofften zum Morgen und wieder zum Abend, und wieder zum Morgen, aber – vergebens und immer vergebens.

Da warf der König seine Krone zur Erde, trat sie mit Füßen, und zerraufte sein Haar und rief: „O, daß ich doch kein König wäre, so hätt’ ich doch meine fromme Tochter noch. Aber mir geschieht, wie ich verdient habe; ich habe mich zwingen lassen, daß ich Sünde hätte begehn müssen vor dem Himmel. Und sie hat Recht gethan, daß sie von dannen gezogen.“ Und damit ging er weg, und schloß sich in sein einsamstes Gemach, und grämte sich, und starb in

Empfohlene Zitierweise:
Albert Ludwig Grimm: Lina’s Mährchenbuch, Band 2. Julius Moritz Gebhardt, Grimma [1837], Seite 19. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grimm_Linas_Maerchenbuch_II_019.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)