Seite:Grimm Linas Maerchenbuch II 030.jpg

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die man erlegen könnte und geht leer aus. Das sag’ ich euch aber: wenn’s euch einmal schlecht gehn sollte, so wißt ihr, wo ihr daheim seid. Das müßt ihr mir aber versprechen, wenn’s euch nirgend besser geht, oder wohl gar schlimmer, als hier, so kommt ihr zu mir. Ihr braucht euch nicht zu schämen. Ich weiß das ja wohl, wie es geht.“

Solches versprachen sie beide mit Hand und Mund, und darauf schieden alle unter Thränen von einander. Brunnenhold und Brunnenstark gingen hinaus in die Welt. Aber die beiden Alten konnten sich gar nicht mehr gewöhnen, so allein zu leben. Der Frau fehlten sie überall, im Hause, und im Hofe, und im Garten. Und ihr Mann mochte gar nicht mehr hinaus gehen in den Forst, und sein Waidwerk treiben, wie vordem. Und sie starben bald beide vor Alter, und hatten keinen Wunsch mehr übrig gehabt, als daß sie ihre Pflegesöhne noch einmal sehn möchten vor ihrem Hinscheiden. Aber der Wunsch konnte ihnen nicht mehr erfüllt werden, denn diese irrten draußen herum in der Welt, und hatte jeder seine eigenen Abentheuer zu bestehen.

Und als Armina, ihre Mutter, darauf einmal hinkam, ihre Söhne zu sehen, wohnte ein fremder Waidmann dort in dem Forst, der ihnen kaum Kunde geben konnte von seinem Vorfahr, dem alten Waidmann. Aber von Brunnenhold und Brunnenstark wußte er gar nichts, denn er war

Empfohlene Zitierweise:
Albert Ludwig Grimm: Lina’s Mährchenbuch, Band 2. Julius Moritz Gebhardt, Grimma [1837], Seite 30. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grimm_Linas_Maerchenbuch_II_030.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)