Seite:Grimm Linas Maerchenbuch II 064.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

wie oft er sie auch von sich schickte rechts und links, und dahin und dorthin, so kehrten sie doch diesmal immer wieder, und brachten nichts mit sich. Endlich geschahs, als er schon heimkehren wollte, und sich umschaute, wohin er seinen Weg nehmen müsse, daß er durchs Gebüsch eine Hirschkuh erblickte, die war weiß, wie der Schnee. Da verlangte ihn, diese Seltenheit zu erlegen, und schickte seinen Löwen nach ihr, und ging selbst nach ihr. Aber der Löwe konnte sie nicht erreichen, und er selbst mühete sich vergebens. Wenn er sie auch erreicht zu haben meinte, so war sie wieder auf einmal ferne von ihm, daß er sie kaum noch erblickte. Und wenn er sie oft ganz aus den Augen verloren hatte, und sich eben zur Heimkehr anschickte, so erschien sie ihm wieder ganz in der Nähe. Und so verlockte sie ihn weit ab, weit ab, bis er gar nicht mehr die Gegend kannte, da er war, und bis die Sonne sank und ihm hinter fernen unbekannten Bergen unterging.

Da sah er sie auf einmal mitten im Walde auf einem weiten Platze, drauf viele frische Kräuter wuchsen, und den ein klarer Quell durchfloß. Und er sah um sich, und bemerkte, daß es schon spät sei, denn der Mond stand schon hoch am Himmel, und er beschloß die Nacht auf dem schönen Platze hin zu bringen. Darum machte er sich ein Feuer an, und steckte zu beiden Seiten einen Ast in den Rasen,

Empfohlene Zitierweise:
Albert Ludwig Grimm: Lina’s Mährchenbuch, Band 2. Julius Moritz Gebhardt, Grimma [1837], Seite 64. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grimm_Linas_Maerchenbuch_II_064.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)