Seite:Grimms Märchen Anmerkungen (Bolte Polivka) I 147.jpg

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nebst den Seinen in Bären verwandelt. Ähnlich Romanov 4, 184, nr. 44. – Litauisch bei Leskien-Brugman S. 467 nr. 31 ‘Von dem alten Mann, der Herrgott werden wollte’ (ein Baumstumpf, den der Mann prügelt, weil er über ihn gefallen ist, erfüllt seine Wünsche). Dowojna Sylwestrowicz 1, 236 (wie Puschkin). – Lettisch aus Livland bei Treuland S. 277 (Goldvögelchen). Živ. Starina 5, 431 (Linde). 5, 432 (Birke. Verwandlung in Bären). – Estnisch bei Kreutzwald 2, 81 nr. 11 ‘Der zaubermächtige Krebs und das unersättliche Weib’. – Finnisch in Aarnes Register nr. 555. Das im Freimüthigen 1834, nr. 253–256 mitgeteilte Märchen hat gleichen Eingang, aber die Entwicklung ist verschieden. – In einer Erzählung der Schwarzwald-Tataren bei Radloff 1, 313 nr. 14 schlägt der Alte einen Baumstumpf, aus dem eine wundertätige Katze herauskommt; die Frau fehlt.

Man erkennt leicht, daß diese Erzählungen sich in zwei Gruppen sondern; in der einen, die besonders bei den germanischen und slavischen Stämmen, aber auch in Frankreich und Spanien verbreitet ist, gewährt ein gefangener Kobold in Fischgestalt[1] drei oder mehr Wünsche,[2] bei den Franzosen und Italienern dagegen erfüllt zumeist der Herrgott oder der Himmelspförtner, zu dem der arme Mann an einer himmelhohen Bohnenranke[3] hingelangt, wiederholte Bitten desselben. An den Eingang der ersten Gruppe erinnert die Erzählung vom Fischer und vom Geist in der Flasche in der 1001 Nacht[4] und die wallisische Sage von dem wahrsagenden Barden Taliesin, der als Kind im Sacke am Weiher ausgesetzt und von Elphin gefunden wird (Stephens Geschichte der wälschen Literatur 1864 S. 527). Auch Merlin läßt den verzweifelnden Holzhauer in einem altfranzösischen Gedichte (Legrand, Fabliaux 1, 3. Méon, Nouveau recueil 2, 242. Jubinal, Nouveau recueil 1, 128) einen Schatz heben, zum Amtmann werden und an seinen Kindern


  1. Bei den Russen, Litauern und Tataren ist es ein Baumstumpf, bisweilen ein Kater, Fuchs, Vogel oder ein Heiliger; bei den Isländern, wo zugleich die Himmelsleiter erscheint, ein Elbe.
  2. Wie er anderwärts Weissagungen erteilt; vgl. J. Grimm, Myth.³ S. 475. 481. 545.
  3. Diese Bohnenranke mag aus dem Märchen von Jack und dem Bohnenstengel oder auch aus dem Lügenmärchen herstammen, vgl. unten nr. 112 und R. Köhler 1, 103. 109. 323.
  4. Chauvin, Bibl. arabe 6, 23 nr. 195. Vgl. Panzer 2, 191. E. Meier nr. 23 ‘Der arme Fischer’. De Nino 3, 351 nr. 71 ‘I pesci colorati.’
Empfohlene Zitierweise:
Johannes Bolte, Jiří Polívka: Anmerkungen zu den Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm I. Dieterich’sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig 1913, Seite 147. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grimms_M%C3%A4rchen_Anmerkungen_(Bolte_Polivka)_I_147.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)