Seite:Grimms Märchen Anmerkungen (Bolte Polivka) I 227.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

und bisweilen zu einer bösartigen Hexe geworden ist; doch folgt anderwärts die Heldin nur einem den Bach hinabschwimmenden Gegenstande, ohne in die Tiefe hinunterzusteigen, oder irrt im Walde umher. Dem freundlichen Mädchen erweisen die Tiere, Bäume, der Backofen und Zaun ihre Dankbarkeit[1] entweder durch Gaben oder durch guten Rat bei seinem Verhalten gegenüber der Alten und bei der Wahl der Kästchen[2] oder durch Irreführen der verfolgenden Hexe; der unfreundlichen Schwester versagen sie ihren Beistand. Die Tore, aus denen Gold und Pech herunterregnet, sind öfter nach christlicher Vorstellungsweise als Eingänge zum Himmel und zur Hölle aufgefaßt. Zu vergleichen sind die Märchen nr. 169 ‘Das Waldhaus’, wo die Erlösung eines verzauberten Königssohnes angehängt ist, und nr. 13 ‘Die drei Männlein im Walde’, wo der Neid der Schwester und Stiefmutter gegen die zur Königsbraut erhobene Heldin sich bis zu gewaltsamer Beseitigung und Unterschiebung einer andern Braut steigert.

Vgl. im allgemeinen noch Cosquin 2, 120, Arfert in Westermanns illustr. Monatsheften 83, 251 (1897) und Singer 1, 35.


25. Die sieben Raben. 1856 S. 44.

1812 nr. 25 ‘Die drei Raben’ aus den Maingegenden (also wohl von der zu nr. 11 erwähnten Marie). 1819 ist aus einer Wiener Erzählung ein anderer Eingang[3] hinzugefügt und die Dreizahl


  1. Vgl. R. Köhler zu Gonzenbach nr. 13 und Zs. f. Volksk. 6, 63. Cosquin 2, 241. Macculloch p. 190. Ferner z. B. dänisch: Grundtvig, Minder 1, 94; englisch: Jacobs 2, 94; großrussisch: Afanasjev³ 1, 98 nr. 64 (ein Mädchen befreit den von der Hexe entführten Bruder. Backofen, Apfelbaum, Milchfluß, Igel). Chudjakov 2, 64 nr. 53. 2, 81. 84; kleinrussisch: Lětopis istor. filolog. fak. Odes. 3, 212. 214; weißrussisch: Afanasjev 1, 97. Federowski 1, 88; tatarisch aus dem Gouv. Baku: Sbornik mat. Kavkaz. 21, 2, 48 (Gebüsch, Fluß; Heu und Fleisch vor Hund und Pferd vertauscht, Türen, Teppiche).
  2. Zur Kästchenwahl vgl. Oesterley zu Gesta Romanorum c. 109 und 251.
  3. 1812 lautet der Anfang: Es war einmal eine Mutter, die hatte drei Söhnlein, die spielten eines Sonntags unter der Kirche Karten. Und als die Predigt vorbei war, kam die Mutter nach Haus gegangen und sah, was sie getan hatten. Da fluchte sie ihren gottlosen Kindern, und
Empfohlene Zitierweise:
Johannes Bolte, Jiří Polívka: Anmerkungen zu den Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm I. Dieterich’sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig 1913, Seite 227. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grimms_M%C3%A4rchen_Anmerkungen_(Bolte_Polivka)_I_227.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)