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zu ergreifen und wir freuten uns im Voraus auf diesen weiteren Kampf mit geistigen Waffen.

Da unser Referent, der schon so manchen Strauß siegreich ausgefochten hatte und den wir bei seinem Eintreffen von dem Stand der Sache in Kenntnis setzten, rundweg erklärte: „Ich halte meinen Vortrag, auf ein Stiergefecht aber lasse ich mich nicht ein“, nahmen wir diesen Kampf selbst auf. So geschah es auch. Der etwa anderthalbstündige Vortrag wurde gehalten und unser Genosse St. dampfte wieder Stuttgart zu.

Schon während des Vortrags hatte sich ein Hauptkampfhahn der hiesigen ev. Geistlichkeit, der damalige Stadtpfarrer Dr. W.,[ws 1] zum Wort gemeldet, das ihm auch nach Schluß des Vortrags bereitwilligst erteilt wurde. Seine Ausführungen, die etwa eine Stunde in Anspruch nahmen, gipfelten, wie nicht anders zu erwarten, in einer Verherrlichung des Christentums, der christlichen Lehre, als Allheilmittel für alle Schäden der Seele und des Leibes.

Wir dagegen führten in der Replik aus, daß dieses Christentum in seinem nahezu zweitausendjährigen Bestehen nicht im Stande war, seine Fundamentalsätze praktisch durchzuführen. Wir wiesen mit Hilfe der Geschichte nach, daß es auch garnicht in der Absicht der Kirche und deren berufenen Vertretern, der Geistlichen lag, dies zu tun, daß vielmehr die Kirche schon lange zum Handlanger der jeweils herrschenden Klasse herabgesunken sei und daß, entgegen dem Wunsch und Willen des Stifters dieser Religion das Gegenteil geschehe, was er wollte. Jesus Christus, der über das was er wollte, keinen Zweifel ließ,

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Paul von Wurster (1860–1923)
Empfohlene Zitierweise:
Gustav Kittler: Aus dem dritten württemb. Reichstags-Wahlkreis. Im Selbstverlag des Verfassers, Heilbronn 1910, Seite 109. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gustav_Kittler_Erinnerungen_1910.pdf/109&oldid=- (Version vom 1.8.2018)