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gefütterten Preßkosacken in das Gegenteil umlügen. Die Hetze begann nun auch gegen den Reichstag, in doppelter Stärke aber gegen uns. Was auf dem Gebiete der Verleumdungen und Schmähungen damals gegen uns geleistet wurde, davon macht sich die heutige Generation keinen Begriff. Unsere Führer, die sich diesem Treiben entgegenstellten, die den wahren Grund der Hetze, die geplante Schutzzollpolitik und die dadurch verursachte riesige Steuererhöhung aufdeckten, wurden hinter Schloß und Riegel gesetzt und bis zum Wahltag gehalten, das richtige Mittel, nach des Gewaltmenschen Ansicht, der so recht in seinem Element war, um unsere besten Kräfte vom Wahlkampf fernzuhalten.

Die politischen Leidenschaften wurden bis zur Gluthitze, die Angst vor dem roten Gespenst bis zur Unerträglichkeit gesteigert mit Hilfe der feilen Presse.

Unter solcher Stimmung kamen die Reichstagswahlen 1878 zustande. Und Bismarck hatte die Rechnung nicht ohne den Wirt, die Dummheit des Deutschen Volkes und die Schlechtigkeit seiner Presse gemacht.

Schmunzelnd und händereibend betrachtete er die Neugewählten, nun hatte er was er wollte, eine überwiegende Mehrheit, die ihm alles und noch mehr bewilligte. Diese günstige Situation verdankte Bismarck lediglich den „Herren Hödel und Nobiling“.

Wer Hödel war, wissen die geneigten Leser bereits, nicht so bei Nobiling. Der war sicher ein geistig Umnachteter, ein Wahnsinniger, denn welcher geistig gesunde Mensch kann es über sich bringen,

Empfohlene Zitierweise:
Gustav Kittler: Aus dem dritten württemb. Reichstags-Wahlkreis. Im Selbstverlag des Verfassers, Heilbronn 1910, Seite 13. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gustav_Kittler_Erinnerungen_1910.pdf/13&oldid=- (Version vom 1.8.2018)