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durch die Untersuchungshaft die Strafe längst verbüßt, nur die mit sechs und acht Monaten mußten noch etwas nachsitzen.

In dieser Verhandlung bestätigten Angeklagte sowohl als die geladenen Zeugen, letztere unter ihrem Eid, den von mir vorstehend geschilderten Sachverhalt. Auch die fünf konnten nicht wegen Aufruhr und Landfriedensbruch verurteilt, sondern nur wegen Ruhestörung bestraft werden. Die ihnen zudiktierte Strafe war durch die Untersuchungshaft längst verbüßt. Allgemein wurde über die endlose Dauer der Voruntersuchung der Kopf geschüttelt und man konnte ebenso allgemein die Worte hören: „Wären die Inhaftierten nicht lauter arme Teufel, Arbeiter, so ginge die Angelegenheit rascher von statten.“ Aber wir haben ja keine Klassenjustiz, wer etwas derartiges behauptet, läuft Gefahr, selbst hinter Schloß und Riegel zu kommen.

Auch diese Vorgänge, von denen wir direkt ja wenig betroffen wurden, gaben mit den Anlaß, emsig weiterzuarbeiten.

In der Agitationsarbeit wurden wir durch eine ganze Reihe auswärtiger Genossen unterstützt.

Ich nenne hier zunächst die in Stuttgart und Umgebung wohnenden. Es waren die Genossen Dulk, Blos,[ws 1] Behr,[ws 2] Tauscher,[ws 3] Kloß,[ws 4] Hildenbrand,[ws 5] Herrmann,[ws 6] Keil,[ws 7] Klara Zetkin[ws 8] und eine Reihe anderer, die bei Reichstagswahlen in unserem Wahlkreise tätig waren. Die Genossen Hasenklever und Dreesbach, sowie den Genossen Stern habe ich schon bei früherer Gelegenheit genannt. Auswärtige Redner waren die Genossen Max Kaiser,[ws 9] Ehrhardt,[ws 10] Ulrich,[ws 11] Schönlank,[ws 12] Wurm,[ws 13]

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Wilhelm Blos (1849–1927)
  2. Rudolf Behr
  3. Leonhard Tauscher (1840–1914)
  4. Karl Kloß (1847–1908)
  5. Karl Hildenbrand (1864–1935)
  6. Immanuel Herrmann (1870–1945)
  7. Wilhelm Keil (1870–1968)
  8. Clara Zetkin (1857–1933)
  9. Max Kaiser (1869–1935)
  10. Franz Josef Ehrhart (1853–1908)
  11. Carl Ulrich (1853–1933)
  12. Bruno Schönlank (1859–1901)
  13. Emanuel Wurm (1857–1920)
Empfohlene Zitierweise:
Gustav Kittler: Aus dem dritten württemb. Reichstags-Wahlkreis. Im Selbstverlag des Verfassers, Heilbronn 1910, Seite 133. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gustav_Kittler_Erinnerungen_1910.pdf/133&oldid=- (Version vom 1.8.2018)