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und Deutsche Partei 2067 Stimmen. In der Stadt erhielten wir 2735, unser Stichwahlgegner nur 171 Stimmen.

In der Stichwahl siegte auch diesmal wieder der Bauernbündler. Er erhielt nicht nur sämtliche Stimmen des Zentrums und der Deutschen Partei, sondern auch etwa 1500 Stimmen der Volkspartei. Die reaktionäre Masse, bis auf einen Teil Volksparteiler, hatte sich wieder gegen uns zusammengefunden und einem der Ihrigen zum Sieg verholfen. Das Stimmenverhältnis war: Bauernbündler 14.043, wir 12.460 Stimmen.

War es uns auch diesmal wieder nicht gelungen, das Mandat zu erobern, so hatten wir doch unseren Hauptzweck, unsere Ideen weiter zu verbreiten, in vollem Maße erreicht, wie die steigende Zahl unserer Anhänger bei der Hauptwahl bewies. Es war sicher, daß mit der fortschreitenden Industrialisierung unseres Wahlkreises uns das Mandat unbedingt zufallen mußte.

Wenn es also hier für den Kreis auch keinen Wahlsieg zu feiern gab, so doch einen solchen für das große deutsche Reich. Das deutsche Volk, die deutschen Wähler, hatten 1903 die Quittung ausgestellt für den Wuchertarif. Sie schickten 81 Sozialdemokraten in den Reichstag und unsere Stimmenzahl bei der Hauptwahl 1903 hatte um nahezu 1.000.000 zugenommen gegenüber der Hauptwahl 1898. Damals 2.107.076, heute 3.010.472 Stimmen. Wir waren zur Dreimillionenpartei geworden, zur stärksten Partei im deutschen Reich.

Welch’ erhebender Gedanke. Diese Männer hatten sich durch ihre Stimmabgabe für unsere

Empfohlene Zitierweise:
Gustav Kittler: Aus dem dritten württemb. Reichstags-Wahlkreis. Im Selbstverlag des Verfassers, Heilbronn 1910, Seite 143. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gustav_Kittler_Erinnerungen_1910.pdf/143&oldid=- (Version vom 1.8.2018)