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Forderungen, den Sozialismus kennen zu lernen, bevor er über diese wichtigen Gegenwartsfragen in öffentlicher Versammlung sprechen wolle. Und merkwürdig, während leider gewöhnlich junge und ältere Leute in Anmaßung und Arroganz, über einen solchen Rat lachen und spotten, befolgte ihn Isak, trat unserer Partei bei und wurde auf eine Reihe von Jahren die eigentliche Seele der Bewegung am Platze.

In Folge seiner besseren Schulbildung, er hatte höhere Schulen mit Erfolg besucht, während wir übrigen mit der miserablen Volksschulbildung vorlieb nehmen mußten, wurde er zu unserem geistigen Führer. Seine Finanzlage ermöglichte ihm die Anschaffung aller wichtigen Bücher und Zeitschriften, was uns, da wir mit kargem Lohn für Weib und Kind zu sorgen hatten, nicht möglich war. Nur eines war ihm versagt, das öffentliche Reden, es lag ihm nicht, auch konnte er, verhindert durch seine gesellschaftliche Stellung nicht leicht davon Gebrauch machen. Desto besser war er in der Feder und manch gepfefferten Artikel bekamen unsere Gegner von ihm vorgesetzt. Uns machte er mit Goethe, Schiller und Heine bekannt, beschaffte die Werke von Marx und Lassalle, die in Parteiversammlungen und privatim von ihm erläutert wurden. Viel verdanken wir Alten und die Bewegung hier ihm.

Eine kleine Probe zur Kennzeichnung seines Feuereifers mag hier am Platze sein. Ein damals viel genannter Pfarrer Novak, ein christlich-sozialer Wanderredner, hatte die Abhaltung eines Vortrags im Betsaal des evangelischen Vereinshauses

Empfohlene Zitierweise:
Gustav Kittler: Aus dem dritten württemb. Reichstags-Wahlkreis. Im Selbstverlag des Verfassers, Heilbronn 1910, Seite 5. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gustav_Kittler_Erinnerungen_1910.pdf/5&oldid=- (Version vom 1.8.2018)