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Gold oder Erz eingelegt sind, endlich bei allen gemalten und bei den Mosaikinschriften) oder gar wo sie erhaben ist (z. Β. auf Metallbarren, gegossenen Bleiröhren und in vielen Ziegelstempeln), kann der Papierabdruck entweder überhaupt nicht, oder darf er nur in anderer Weise als sonst zur Anwendung kommen. Auch die Durchreibung ist hier nur selten verwendbar. In den Fällen der ersten Art wird man als einzig bequemes, freilich dem Abdruck an Bequemlichkeit und Sicherheit weit nachstehendes Mittel der mechanischen Reproduction (das sechste) die Durchzeichnung (die Pause oder den calque, englisch tracing) betrachten müssen, zu deren Ausführung, außer dem nöthigen durchscheinenden Papier (oder transparentem Glanzcattun, wie ihn die Architekten anwenden) freilich einige Uebung im Zeichnen und wenigstens eine sichere Hand gehört. In den Fällen, wo die Schrift nicht allzu erhaben ist, gelingt der Papierabdruck meist ganz gut (so besitze ich zahlreiche Abdrücke von erhabenen Ziegelstempeln); ist sie sehr stark erhaben, so wird meist nur der Gipsabguss möglich sein.

Die Durchzeichnung ist nur ein halb und halb mechanisches Reproductionsmittel; sie führt uns gewissermaßen zurück zu dem Ausgangspunkt dieser Betrachtung, dass nämlich am Ende aller Enden in manchen Fällen doch auch beim Copieren der Inschriften jedes mechanische Verfahren seine Grenzen hat und daher die von einem Kenner gemachte Abschrift als bestes Reproductionsmittel in ihre unveräußerlichen Rechte tritt.

Es mag hierbei noch eines Hülfsmittels Erwähnung gethan werden, welches geeignet ist, die Lesung wenig tief eingegrabener oder durch irgendwelche Umstände sehr zerstörter Inschriften zu erleichtern. Dasselbe besteht darin, daß man die Schriftfläche von hellem Sonnenlicht oder von möglichst intensivem künstlichen Licht von der Seite her beleuchtet werden lässt. Auf diese Weise entstehen scharfe Schlagschatten auch in den schwächsten Vertiefungen, welche oft zu sicherer Lesung der Schrift führen. Beleuchtet man zuerst von der rechten, dann ebenso auch von der linken Seite, so erhält man sich ergänzende und höchst vollständige Schattenwirkungen, welche zu studieren und richtig zu schätzen auch für die Benutzung der Photographieen von Wichtigkeit ist. Selbstverständlich ist dieses Beleuchtungsverfahren auch bei Gipsabgüssen und Papierabdrücken anwendbar und meist erfolgreich.

Die Abschrift lässt sich ferner auch noch mit der Durchzeichnung der gut erhaltenen Theile oder mit der Durchreibung

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Emil Hübner: Über mechanische Copieen von Inschriften. Weidmannsche Buchhandlung, Berlin 1881, Seite 14. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:H%C3%BCbner_%C3%9Cber_mechanische_Copieen_von_Inschriften.djvu/18&oldid=- (Version vom 1.8.2018)