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der Gesetze durch die allgemeinen Reichsstände spricht. Diese dritte Reihe der Capitel gegen die Städte deckt sich zum Teil mit den unter 2) vorausgesetzten, da insbesondere die geistlichen Herren im beständigen Kampfe mit den Städten lebten und an ihrer Niederdrückung ein Interesse hatten.

Kehren wir aber bei der Einzelbetrachtung zu den Bestimmungen der G. B. zunächst zurück, die sich uns als reine Reichsgesetzgebung darstellen, so stossen wir sofort auf Gesetze, die von fundamentalster Bedeutung in der Reichsgeschichte waren. Es ist die Neuordnung[1] der Königswahl, mit der sich Karl IV. unbestreitbar ein bedeutendes Verdienst um das Reich und seine Entwickelung erworben hat. Gerade in diesem wichtigen, grossen Punkte ist auch die geistige Urheberschaft Karls in keiner Weise zu bestreiten.

Die Kodifikation der Königswahl und des Kurfürstenrechtes erscheint seinem ordnenden, schematisierenden[2] Geiste durchaus angemessen. Freilich blieb er auch hiermit vollkommen in den Bahnen seiner Politik; denn es ist nicht zu verkennen, dass bei der Schwierigkeit, ja fast Unmöglichkeit eines erblichen deutschen Königtums in jener Zeit die Festlegung des Kurfürstenkollegiums und die einheitliche Königswahl Karl IV. immer noch am geeignetsten erscheinen musste, seinem Hause entweder die Kaiserkrone selbst oder doch wenigstens entscheidenden Einfluss auf die Wahl bei dem einmal bestehenden und nicht zu beseitigenden Wahlkönigtum zu bewahren.

Wir folgen nun den Bestimmungen, die Karl in der G. B. für die Königswahl aufstellt.

Sobald mit dem Ableben[3] des Kaisers oder Königs die Notwendigkeit einer neuen Wahl eintritt, hat der Erzbischof von Mainz sofort nach Bekanntwerden des Todes innerhalb der nächsten vier Wochen den übrigen Kurfürsten offizielle

  1. cf. S. 9 I. A., G. B. Cap. I, II.
  2. So nennt ihn Friedjung a. a. O. 87.
  3. G. B. Cap. I. Quotiluscunque et quandocunque necessitas sive casus electionis … existat.
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Oscar Hahn: Ursprung und Bedeutung der Goldenen Bulle Karls IV.. Breslau, 1902, Seite 21. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hahn_Ursprung_und_Bedeutung_der_Goldenen_Bulle.pdf/21&oldid=- (Version vom 1.8.2018)