Seite:Handbuch der Politik Band 2.pdf/210

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal korrekturgelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Diverse: Handbuch der Politik – Band 2

wie im Kleingewerbe spielt diese Familienarbeit eine erhöhte Rolle angesichts der wachsenden Lohnansprüche der Arbeiter und Angestellten, namentlich in Anbetracht der zunehmenden Bedeutung der kleinen und mittleren Bauerngüter innerhalb unserer heutigen Agrarverfassung. Abgesehen davon wird das Streben nach einem Hauptberuf durch das Verlangen nach einer Anwartschaft auf die Wohltaten der Versicherungsgesetzgebung erhöht.

Bei den Dienstboten ist nach dem Berufszählungsergebnis von 1907 ein Rückgang gegen früher zu verzeichnen. Die Einschränkung der Dienstbotenhaltung hängt teils mit den gesteigerten Ansprüchen dieser Dienstnehmer, mit der schwierigen Erlangung dieser Kräfte, die sich lieber der ungebundenen Fabrikarbeit und dem Handelsgewerbe (als Verkäuferinnen, Kontoristinnen) zu wenden, teils mit ihrer Entbehrlichkeit bei der modernen Wohnungsausstattung zusammen.

Der Anteil der berufslosen Selbständigen hat sich in den letzten 25 Jahren nahezu verdoppelt. Die soziale Fürsorge für die arbeitenden Klassen und der erhöhte Wohlstand leisteten der Möglichkeit Vorschub, sich früher als dies ehedem tunlich gewesen, von der beruflichen Tätigkeit zurückzuziehen und von Rente und Pension zu leben. Auch spielt die gestiegene Zahl derer, die zu Ausbildungs- und Fortbildungszwecken ausserhalb des Haushalts leben, ohne sich noch einem bestimmten Beruf zugewendet zu haben, eine Rolle.

Ziffernmässig ergibt sich das Gesagte aus folgenden Übersichten:[1]

a) Erwerbstätigkeit der Bevölkerung.
Bevölkerungsgruppe 1907 1895 1882
absolut % absolut % absolut %
I. Männliche Bevölkerung.
Erwerbstätige im Hauptberuf 18 583 864 61,01 15 506 482 61,03 13 372 905 60,38
Dienende für häusliche Dienste im Haushalte der Herrschaft 15 372 0,05 25 359 0,10 42 510 0,19
Angehörige 10 249 088 33,65 8 850 061 34,83 8 082 973 36,49
Berufslose Selbständige 1 612 776 5,29 1 027 259 4,04 652 361 2,94
Männliche Gesamtbevölkerung 30 461 100 100,00 25 409 161 100,00 22 150 749 100,00
II. Weibliche Bevölkerung.
Erwerbstätige im Hauptberuf 8 243 498 26,37 5 264 393 19,97 4 259 103 18,46
Dienende für häusliche Dienste im Haushalte der Herrschaft 1 249 383 4,00 1 313 957 4,99 1 282 414 5,56
Angehörige 19 974 341 63,90 18 667 224 70,81 16 827 722 72,94
Berufslose Selbständige 1 792 207 5,73 1 115 549 4,23 702 125 3,04
Weibliche Gesamtbevölkerung 31 259 429 100,00 26 361 123 100,00 23 071 364 100,00
III. Gesamtbevölkerung (I + II).
Erwerbstätige im Hauptberuf 26 827 362 43,46 20 770 875 40,12 17 632 008 38,99
Dienende für häusliche Dienste im Haushalte der Herrschaft 1 204 755 2,05 1 339 316 2,59 1 324 924 2,93
Angehörige 30 223 429 48,97 27 517 285 53,15 24 910 695 55,08
Berufslose Selbständige 3 404 983 5,52 2 142 808 4,14 1 354 486 3,00
Gesamtbevölkerung überhaupt 61 720 529 100,00 51 770 284 100,00 45 222 113 100,00

Die Zunahme der Erwerbstätigkeit vollzog sich vornehmlich in Berufen, die zu Gewerbe und Industrie sowie zu Handel und Verkehr zählen. Von den 10 Millionen Mehrvolk in der Periode 1882/1907 haben 10 + 4


  1. Übersicht b) und c) auf folgender Seite.
Empfohlene Zitierweise:
Diverse: Handbuch der Politik – Band 2. Dr. Walther Rothschild, Berlin und Leipzig 1914, Seite 194. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Handbuch_der_Politik_Band_2.pdf/210&oldid=- (Version vom 19.9.2021)