Seite:Hartung Geheimbuch eines deutschen Handelshauses.djvu/45

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

hinter den Kulissen hervortreten. Erwägt man ernstlich die territoriale Ausbreitung der kommerziellen Unternehmungen von den Küsten des adriatischen Meeres bis zur Weichselmündung, von der Schelde bis zu den Karpathen, die Verteilung des Betriebes auf zahlreiche Filialen, die politische Zersplitterung der in den Bereich ihrer Geschäftsthätigkeit gezogenen Gebiete und die wenig entwickelten, durch diese Zersplitterung noch besonders schwierig gestalteten Verkehrsverhältnisse der Zeit, erwägt man dieses alles, so wird man sich des Gefühls der Achtung vor den Kenntnissen, der selbständigen Intelligenz und Redlichkeit nicht entschlagen können, über welche diese Männer verfügt haben müssen, um die ihnen anvertrauten Interessen mit Erfolg wahren und vertreten zu können, ohne beständig durch Telegraphen und Telephon gegängelt zu werden. Wenn daher die politische Geschichte unter Umständen es als eine Bereicherung empfindet, die Persönlichkeit, den Bildungsgang und die Lebensverhältnisse fürstlicher Räte oder die sozialen Zustände innerhalb einer Beamtenschaft aufgehellt und dargestellt zu sehen, so wird die Wirtschaftsgeschichte sich früher oder später auch der Aufgabe unterziehen müssen, das Milieu zu ermitteln, in welchem die Männer lebten, die den dauerhaften Unterbau der grossen wirtschaftlichen Organismen jener Tage bildeten[1].

Das vorliegende Geheimbuch giebt über die Verhältnisse der Gesellschaftsbeamten mannigfaltige Aufschlüsse; dieselben beschränken sich aber, dem Charakter der Quelle entsprechend, vorwiegend auf die wirtschaftliche Lage und schliessen Nachrichten biographischen Charakters fast ganz aus. Die Namen der einzelnen, ihre Besoldung und Geschäftseinlage, die ihnen


  1. Ueber den Bildungsgang deutscher Kaufleute dieser Zeit habe ich, auf Grund zum Teil ungedruckter Quellen, mehrere populär gehaltene Aufsätze unter dem Titel „Lehr- und Wanderjahre deutscher Kaufleute am Ausgange des Mittelalters“ in der Berliner Täglichen Rundschau, Jahrgang 1892 und 1893, veröffentlicht.