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Nein, jede Ortschaft muß ihr ganz persönliches, ganz eigenes Gedenkmal haben, das sich sonst nirgends wieder findet. Unsere Zeit verlangt eben etwas anderes. Wir wollen zeigen, daß uns die 50 Jahre seither auf eine höhere Kulturstufe gebracht haben. Aber was brauchen es denn auch Germaniafiguren zu sein! Ihr habt Steine, Steinblöcke und Felsen in Hülle und Fülle. An Werkstoff leidet ihr keinen Mangel. Und um einen günstigen Platz braucht ihr auch nicht verlegen zu sein. Da seid ihr ungleich günstiger gestellt als das flache Land. Also: alles ist vorhanden, nur zugefaßt! Wollt ihr einige Ratschläge hören, so seien euch folgende gegeben:

  1. Nehmt nur bodenständige Werkstoffe. Baut dort keine Sandsteinmale,wo in euren Bergen Granit, Basalt oder Grauwacke wächst. Und um Himmelswillen keinen welschen Marmor!
  2. Beachtet die Form! Sie ist neben der Materialfrage eine sehr wichtige. Ein einfacher, machtvoller Granitblock, behauen oder unbehauen; eine gemauerte, stumpfe und wuchtig wirkende Säule (nur keine Obelisken oder gar abgebrochene Masten!); ein massiges Steinkreuz, das sind hier die besten Lösungen. Eine einfache Steintafel oder ein zum Denkmal hergerichteter Felsen tuts auch. Die Namen werden tief oder erhaben in den Stein gehauen. Wo das nicht angängig ist, laßt eine gegossene oder getriebene Eisen- oder (was das Schönste wäre) Bronzeplatte in den Stein hinein. Eisenhütten, die das machen können, gibts ja mehrfach. Mit Schmuck seid vorsichtig und sparsam. Unnötige Schmuckstücke oder gar Schnörkeleien beeinträchtigen die wuchtige, erhabene Wirkung. Für Kirchen passen geschnitzte oder gemalte Holztafeln.
  3. Außerordentlich wichtig ist weiter die Platzfrage. Ein Denkmal kann noch so schön sein, es wirkt nie, wenn es nicht auf den richtigen Platz gestellt ist. Darum seht euch in Ruhe nach einem würdigen Ort für euer Krieger-Ehrenmal um. Da habt ihr einen in den Ort vorspringenden Hügel mit ein paar Bäumen darauf; da habt ihr stille, alte Wälder, die wie geschaffen sind für Gedächtnishaine; ihr habt waldumrauschte Teiche, habt schöne Friedhöfe, habt stimmungsvolle Ecken und nischen an oder in eurer Kirche ein würdiger Platz ist immer zufinden. Sucht aber mit Sorgfalt und ohne Überstürzung. Die Hauptsache ist: Euer Heldenmal soll die Seele erheben und zu feierlicher Andacht stimmen, und das kann es nur, wenn es auch in die richtige Umgebung gestellt ist und mit ihr ein stimmungsvolles Ganzes ausmacht.

     Werkstoff, Form und Platz sind die drei Hauptfragen. Nun noch einige Winke, die zwar weniger wichtig, aber doch der Beachtung wert sind: Alles, was ihr selbst ausführen könnt, führt auch wirklich selber aus. Jeder[1] helfe freiwillig nach seinen Kräften und Gaben. Möge jeder seinen Ehrgeiz daran setzen, seinen Teil an der Arbeit beigetragen zu haben. Ihr spart große Kosten damit und stempelt euer Kriegermal zu einem wahrhaft volkstümlichen. Wer die tätige Mithilfe in irgend einer Form, sei es durch Arbeit oder Geld, verweigert, den möchte ich sehen, der so wenig Ehrgefühl aufbringt. Die Gefallenen haben für uns alle geblutet, mögen alle ihnen auch diesen wahrlich doch bescheidenen Dank zollen. – Nur eines beachtet: viele Köpfe, viele Sinne; darum muß ein Sachverständiger vorhanden sein, der die Angelegenheit in die Hand nimmt und nach einem Sinn leitet, damit nicht die Einheitlichkeit verloren geht. – Und nun mit aller Ruhe und ohne Überstürzung ans Werk. Bedürft ihr weiteren Rates, so wendet euch an die Schriftleitung dieses Kalenders, die zu jeder gewünschten Auskunft gern und unentgeltlich bereit ist, sofern euch ihr Rat angenehm erscheint.


  1. Handwerker, Bergmann, Maurer, Fuhrmann usw.)