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Ein Goethewort für unsere Zeit.


Feiger Gedanken
bängliches Schwanken,
weibisches Zagen,
ängstliches Klagen,
wendet kein Elend,
macht dich nicht frei.

Allen Gewalten
zum Trotz sich erhalten,
nimmer sich beugen,
kräftig sich zeigen,
rufet die Arme
der Götter herbei.




Ein paar Schätze aus Conraf Ferdinand Meyer.
1825–1925.


F. C. Meyer gehört als Schweizer zu denen, die in der Reihe der großen Meistererzähler deutscher Zungen ihren Platz bewahren werden, solange es ein deutsches Volk gibt. Seine wichtigsten Erzählungen sind: „Jürg Jenatsch“, „Der Heilige“, „Die Hochzeit des Mönches“, „Die Versuchung des Pescara“ und die epische Dichtung „Huttens letzte Tage.“


Jetzt rede du.


Du warest mir ein täglich Wanderziel,
Viellieber Wald, in dumpfen Jugendtagen,
Ich hatte dir geträumten Glücks so viel
Anzuvertraun, so wahren Schmerz zu klagen.

Und wieder Such ich dich, du dunkler Hort,
Und deines Wipfelmeers gewaltig Rauschen –
Jetzt rede du! Ich lasse dir das Wort!
Verstummt ist Klag’ und Jubel. Ich will lauschen.


Auf Goldgrund.


Ins Museum bin zu später
Stunde heuť ich noch gegangen,
Wo die Heil’gen, wo die Beter
Auf den goldnen Gründen prangen.

Dann durchs Feld bin ich geschritten,
Heißer Abendglut entgegen,
Sah, die heut’ das Korn geschnitten,
Garben auf die Wagen legen.

Um die Lasten in den Armen,
Um die Schnitter und die Garben
Floß der Abendglut, der warmen,
Wunderbare Goldesfarbe.

Auch des Tages letzte Bürde,
Auch der Fleiß der Feierstunde
War umflammt von heißger Würde,
Rand auf schimmernd goldnem Grunde.


Säerspruch.


Bemeßt den Schritt. Bemeßt den Schwung!
Die Erde bleibt noch lange jung!
Dort fällt ein Korn, das stirbt und ruht.
Die Ruh ist süß. Es hat es gut.

Hier eins, das durch die Scholle bricht.
Es hat es gut. Süß ist das Licht.
Und keines fällt aus dieser Welt,
Und jedes fällt, wie's Gott gefällt.