Seite:Harz-Berg-Kalender 1928 021.png

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     Hier, wie überall kommt es darauf an, daß jeder Einzelne bei sich anfängt. „Was du auch tust, um reiner und vollkommener zu werden, du tust es für dein Volk.“ Immer wird von dem Tun des Einzelmenschen irgendwie etwas ausströmen auf die Mitmenschen und somit ins Volk. So sollten wir alle empfinden lernen, daß wir in der Gemeinschaft stehen, und ein jeder sollte sich in seinem Tun auch den andern verantwortlich fühlen. Dann würde vieles anders werden in unseren Häusern, im Gemeinwesen und im Staate.

     Der Kalendermann hat im vorigen Jahre von der großen Not unseres Volkes gesprochen, diese Not besteht noch heute ungemindert, und Besserung kann nicht werden, solange die Parteien nicht aufhören, sich gegenseitig als Feinde zu bekriegen, und solange nicht erneuernde Kräfte aus uns selbst fließen. Und da ist es an jedem Einzelnen von uns, in seinem Kreise und an seinem Platze anzufangen. Wo jeder sich verantwortlich fühlt für den Kreis, in dem er steht, da wird ein starker Wille. Und ein solcher Kreis wird Kräfte ausströmen, vor der die auflösenden und zersetzenden Gewalten versinken müssen. Wir sprechen so viel von Selbstverwaltung im demokratischen Staat. Die Staatsform und die Staatsverfassung tun es nicht, sondern die staatsbürgerliche Besinnung, das ist der lebendige aus der Hingabe an den Staat erwachsene Wille, als Glied im Ganzen sich zu betätigen. Man sage nicht, wir müßten andere Wege einschlagen, bessere Minister und Diplomaten, eine so oder so gerichtete Regierung haben. Das alles kommt ganz von selbst, wenn die Wiedergeburt unseres Volkes bei uns selbst, bei dir und mir, anfängt. Solange wir nur darauf bedacht sind, viel Geld mit wenig Arbeit zu verdienen, uns Vorteile zu verschaffen auf Kosten anderer, solange wird es nicht besser werden.

     In der Gemeinschaft stehen heißt für uns, die Not des Mitmenschen sehen und bereit sein, ihm körperlich oder geistig zu helfen.

     Erst wenn so unser ganzes Volk eine solche „Notgemeinschaft“ geworden ist, kann eine wahre „Volksgemeinschaft“ werden, in der allein unser Volk wieder emporsteigen wird.

     Glück auf!




Goetheworte.


„Man muß das Wahre immer wiederholen, weil auch der Irrtum um uns her immer wieder gepredigt wird und zwar nicht von Einzelnen, sondern von der Masse.“

„Den Menschen und Sachen gerecht in die Augen zu sehen und sich dabei auszusprechen, wie einem eben zu Mute ist, dieses bleibt das Rechte, mehr soll und kann man nicht tun.“

„Es geht doch mit uns Deutschen auf so eine nationale Rederei heraus: gespreochen muß werden, herüber, hinüber; was geschieht, bleibt dem Zufall unterworfen.“




Der graue Himmel hat die blauen Blüten des deutschen Geistes nie gehindert, sich zu entfalten. Wir haben zu allen Zeiten unter unseren Tannen und Eichstämmen die Fähigkeit festgehalten, die Palme, die Olive, den Lorbeer und die Myrte zu würdigen. Und es zeige uns jemand einen Italiener, Franzosen oder Hispanier, der jemals ein wirkliches Verständnis für die Eiche und den Tannenbaum gezeigt hätte! Seien wir darum ganz unbefangen so stolz, wie ein ganzer Sack voll Spanier!


     Wir freuen uns der deutschen Gesinnung unseres Raabe. Ja wir dürfen stolz sein darauf, das wir ein Verständnis besitzen für das, was an uns sonst Wesensfremden schön und gut ist, wem uns dies Fremde, Schöne und Gute das eigene nur um so besser verstehen, erkennen, lieben lelhrt! Wenn wir nicht über dem Fremden das Eigene vergessen und wenn wir nicht mit dem Verständnis für Anderes, was minderwertig ist, zugleich unser Besseres mißachten und preisgeben! Der Stolz auf das Verständnis für das Gute, Schöne, Wahre, wo immer es sich offenbare, verpflichtet uns ernstlich dem Guten, Schönen und Wahren die Treue zu halten, erst recht dort, wo es dem eigenen Wesen entspringt!