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September.

Kunsttempel Europa’s, ein monumentales Bauwerk unserer Stadt und eine der schönsten Zierden derselben unaufhaltsam vernichtete und damit diesen Tag zu einen für Dresdens Geschichte unvergeßlich verhängnisvollen gemacht hat. Für den Abend dieses Tages war ursprünglich die Aufführung von Gluck’s „Armide“ angesetzt, die eingetretene Unpäßlichkeit des Fräulein Weber machte jedoch eine Abänderung nöthig und schon waren die grünen Zettel unterwegs, welche dem Publikum an Stelle der „Armide“ die Aufführung des „Troubadours“ anzeigen sollten. Eine Probe für letztere Oper fand nicht statt, wohl aber war man in dem hierzu bestimmten Saale mit einer Klavierprobe zu der für einen der nächsten Tage angekündigten Oper „Ernani“ und in einem anderen größeren Saale mit einer Scenenprobe zu Kobersteins „Erich XIV.“ beschäftigt, während im Balletsaale eine Anzahl Tänzerinnen ihre Exercitien machten. Da verbreitete sich plötzlich in allen Räumen ein auffälliger Brandgeruch, man eilte in den innern Theaterraum, und sah hier bereits am großen Kronleuchter helle Flammen aufschlagen, worauf Alles, eine Gasexplosion befürchtend, voll Bestürzung nach den Ausgängen stürzte. Nach außen hin schlugen die Flammen zunächst aus einigen, der nach der Augustusbrücke zu gelegenen runden Fenster des Oberbaues; im Innern verbreitete sich dagegen das Feuer mit so ungeheurer Hast, daß einige Personen des Ballets sich nur noch durch die Fenster retten konnten und eine Anzahl Arbeiter schließlich keinen andern Ausweg fand, als sich auf den Balcon des ersten Stockwerkes zu flüchten, von wo sie an Seilen, die von der inzwischen herbeigeeilten Feuerwehr emporgeschleudert wurden, sich herabließen. Bald wälzte sich der dicke schwarze Qualm aus den Fenstern aller Etagen und gab den schnell und in Massen herbeigeeilten Löschmannschaften der Feuerwehr und der Pionnier-Abtheilungen mit dem städtischen Feuerlöschdirector und dessen Stellvertreter alsbald die traurige Gewißheit, daß an dem Theatergebäude selber nichts zu retten sei und daß alle Aufmerksamkeit und Anstrengung vorzugsweise den naheliegenden Gebäuden und namentlich dem gefährdeten Museum mit seinen unersetzlichen Kunstschätzen zugewendet werden mußte. Schon eine halbe Stunde nach Ausbruch des Feuers stand der ganze Theatercoloß in hellen Flammen und als dessen Decke und Dachstuhl glühend und mit donnerähnlichem Krachen in den furchtbaren Feuerheerd hinabstürzte, war