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September.

24.  In der Sophienkirche fand eine vom Hoforganisten Th.Berthold veranstaltete geistliche Musikaufführung und Abends in Braun’s Hotel eine dramatische Soirée zum Besten der Hinterbliebenen der im Plauen’schen Grunde verunglückten Bergleute statt.

27.  Durch eine vom 27. September datirte, nachher im Dresdener Anzeiger u. s. w. veröffentlichte „Erklärung“ schlossen sich die Kirchenvorstände der vier hiesigen evangelisch-lutherischen Parochien dem von dem Kirchenvorstande zu St. Thoma in Leipzig gegen die Bestrebung des „ökumenischen Concils“ in Rom abgegebenen Proteste in allen Punkten an.

28.  Auf der zur Abhaltung des neugierigen Publikums mit einer Breterwand umgebenen und durch Militärwachen abgesperrten Brandstelle des Hoftheaters schlugen am Nachmittag, wie es schon mehrmals geschehen, auf’s Neue die hellen Flammen aus dem Schutte empor und mußten dieselben unter Leitung eines daselbst thätigen Baumeisters ausgespritzt werden, wobei Letzterer leider durch einen herabfallenden Stein am Kopfe beschädigt wurde. - Die hinsichtlich der Erhaltung des ausgezeichneten Kunstpersonals unserer Bühne im Publikum erwachten Besorgnisse wurden durch den rühmenswerthen Entschluß des Königs erledigt, daß das gesammte Kunstpersonal unserer Stadt erhalten und in wenigen Monaten, spätestens bis zum Beginne des neuen Jahres ein geräumiges Interimstheater für Opern und größere Aufführungen errichtet werden sollte.

Ein Mann, Namens Müller aus Stettin, von seinen Anhängern „der Evangelist Müller“ (!) genannt, fing an, wöchentlich zwei Mal Vorträge vor einer sehr gemischten Gemeinde zu halten, welcher er die baldige persönliche Wiederkunft Jesu Christi verkündigt.

29.  Nachmittags 4 Uhr starb plötzlich und unerwartet im 69. Lebensjahre der Maler und Professor an der Kunstakademie Johann Carl Bähr, ein Urenkel des Erbauers der Dresdener Frauenkirche, gleich achtenswerth als Künstler, wie als Philosoph und Mensch. Er war 1801 zu Riga geboren, kam 1823 nach Dresden und bildete sich unter Professor Matthäi zum Maler aus. Nachdem er 1827 und wiederholt 1834 seine Studien in Italien, namentlich in Rom, fortgesetzt hatte, ward er 1841 als Lehrer an die hiesige Kunstakademie berufen, an welcher er bis zu seinem Tode gewirkt hat. Sein vielseitiges wissenschaftliches Streben bekundete er durch mehrere Schriften,