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Am 6. Aug. 1685 legte eine Feuersbrunst ganz Altendresden (das heutige Dresden-Neustadt) in Asche, über 300 Häuser mit Kirche, Pfarr- und Schulgebäuden. Nur das Jägerhaus, das Rathaus, und gegen 20 nach der Elbe zu stehende Häuser wurden gerettet. Rasch rührten sich viele Hände, das große Elend der Einzelnen zu mildern. Daneben aber empfand es der Sinn jener Zeit als erstes Bedürfnis, so schnell wie möglich an den Wiederaufbau der Kirche, sowie der Pfarr- und Schulgebäude zu gehen. Ein gewaltiger Eifer wurde entwickelt, die Mittel zu schaffen. In den Kirchen der Stadt standen die Sammelbecken, und ein Almosenkasten ward aufgestellt; in den Häusern ging ein Almosenbuch herum. Die Innungen leisteten Beiträge. Auch freiwillige Gaben gingen ein. Ferner wurden im ganzen Lande Collecten veranstaltet. Man ging noch weiter. Da man sich von dem gerade in jüngster Zeit durch Brandschäden viel geschwächten Lande nicht sehr viel verhoffte, beschloß der Rat, die Hilfe der Städte und Höfe in den evangelischen Strichen des Reichs, sowie der Schweiz und der Niederlande, die der Deutsche jener Zeit immer noch als zum Reiche gehörig fühlte, dazu in Anspruch zu nehmen. Da in jener Zeit infolge der im damaligen Verkehrswesen bedingten weiten Entfernungen, sowie infolge des Mangels an einheitlicher staatlicher Zusammenfassung jedes Gemeinwesen ein vielmehr als heute in sich und nach außen abgeschlossenes Sonderleben führte, so genügte es nicht wohl, schriftliche Gesuche in entfernte Gegenden zu richten, sondern es galt, durch eigens dazu ausgeschickte Männer persönlich zu interessiren. Man entschloß sich also, mehrere Männer auszuschicken: zwei sollten den Norden, zwei den Süden gemeinschaftlich bereisen. Am 22. April 1686 wurden die vier in Vorschlag gekommenen Männer als Gesandte bestimmt: Christoph Rincke, Viertelsmeister, und Barthel Hunger, Materialist und Viertelsmeister, für den Norden, Stadtrichter Johann Georg Knoche (wird 1689 Ratsherr) und Johann Schelley für den Süden.