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Der Oberauditeur Hebenstreit scheint sich mit der Untersuchung dieser Angelegenheit nicht besonders beeilt zu haben, denn nachdem am 3. Juni die am 16. Mai verlangten Protokolle immer noch nicht eingegangen sind, wird das Hauptzeughaus-Artilleriekriegsgericht durch Schreiben vom 3. Juni gemahnt, nun endlich die Protokolle einzusenden.

Die Bewachung der Gefangenen scheint aber immer noch nicht mit größerer Sorgfalt betrieben worden zu sein, denn am 15. Juni sind abermals 12 Baugefangene, darunter 2 schwere Verbrecher, entwichen. Am 27. sind „alle bis auf einen, Namens Böhme, von der Karasek'schen Bande“ wiedererlangt, letzterer aber am 28. ebenfalls wieder eingebracht worden.

Damit hatten aber die Entweichungen noch kein Ende, denn eine Bekanntmachung des Dresdner Anzeigers vom 31. Juli, welche vom 26. Juli datiert und von dem Hauptzeughaus-Artilleriekriegsgericht unterzeichnet ist, teilt mit, daß am 29. vorigen Monats – also vor länger als 4 Wochen! – aus dem Bollwerke zu Dresden mehrere Festungsbaugefangene nebst einigen daselbst während der Untersuchung verhafteten Verbrechern feindlicherseits gewaltsam entführt worden seien.

Nach dem darauffolgenden Steckbrief, der die genaue Personalbeschreibung jedes Einzelnen enthält, waren es nicht weniger denn 24 Verbrecher und 3 in Untersuchungshaft befindliche. Von den Verbrechern waren 6 „anstatt der ihnen wegen verübten Raubes zuerkannten Todesstrafe“, zur Arbeit in der 1. Klasse des Festungsbaues zeitlebens verurteilt, 5 andere waren „anstatt der ihnen wegen verübten Aufruhres zuerkannten Todesstrafe, zur Arbeit in der 1. Klasse des Festungsbaues“ ebenfalls zeitlebens verurteilt, die übrigen hatten 3, 6 und 8 Jahre, einer „bis auf Weiteres“, alle aber wegen Dieberei, Strafe zu verbüßen.

Ob und wann dieselben wiedererlangt worden, ist aus den Akten nicht zu ersehen.

Man darf sich nicht wundern, wenn zu der Zeit, als die Truppen, die Militärbehörden und endlich auch der König mit dem gesamten Hof die Residenz verlassen hatten, eine gewisse Angst und Bangigkeit, nicht nur in der Bürgerschaft, sondern auch beim Magistrat, überhand nahm. Hatte doch die Unschlüssigkeit der Generale während des Februar und März Eingang bis in die

Empfohlene Zitierweise:
E.G.M. Freiherr von Friesen: Dresden im Kriegsjahre 1809. i. A. des Dresdner Geschichtsvereins bei Wilhelm Baensch, K. S. Hofverlagshandlung, Dresden 1893, Seite 25. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Heft11VereinGeschichteDresden1893.pdf/33&oldid=- (Version vom 20.11.2023)