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für Anfertigung der Erbbücher mit dem Vorwerk Gersdorf im Amte Nossen beliehen wurde[1]. Der Umstand, daß er zugleich Schösser in Chemnitz war, fällt nicht ins Gewicht, deshalb könnte er doch auch Rentmeister gewesen sein, ebenso wie z. B. Hans von Ponickau Kammerrat und zugleich Amtmann zu Grimma war (1556).

Die Anfertigung der Erbbücher erfolgte nach einem einheitlichen Plane, wie die jedem derselben von 1547 an vorausgeschickte Bemerkung erkennen läßt. Es wurde darin verzeichnet, wieviel in jedem der zum Amte gehörigen Orte angesessene Leute sich befanden, von wem die Güter zu Lehn rührten, wieviel Hufen jedes Dorf hatte, welche Frohndienste zu leisten, welche Geld- und Naturalzinsen zu entrichten waren, wem die Gerichte zustanden, was an Geleite einkommen sollte, welcherlei Besitzungen an Teichen, Gehölzen etc. zum Amte gehörten, wer die Pfarrlehen zu verleihen hatte und mit welchen Orten jedes Dorf grenzte.

Die Fertigung der Erbbücher erfolgte in den Jahren 1546 bis 1552; 10 Stück sind allein im Jahre 1548 angelegt worden. Von Seiten der Landstände wurden sie mit etwas Mißtrauen betrachtet: in den Landtagsschriften von 1555 kam zum Ausdruck, daß die Amts- und Schriftsassen bei Verfertigung der neuen Amtsbücher nicht zugezogen worden seien und daher nicht wissen könnten, was darin stehe. Kurfürst August erteilte darauf die Antwort, daß die Anfertigung neuer Amtsbücher höchst nötig gewesen sei und schon früher hätte erfolgen sollen. Es solle übrigens niemand dadurch benachteiligt werden, und jeder, der zu klagen Ursache habe, möge dies schriftlich in der Kanzlei anbringen, worauf die Angelegenheit untersucht werden solle[2].

Auch für das Amt Dresden wurde im Jahre 1547 ein solches Erbbuch angefertigt, erhalten ist davon indes nur der erste Teil, die Orte nach dem Alphabet von A bis K umfassend, und der dritte Teil, in dem verzeichnet ist, was den im Dresdner Amtsbezirke befindlichen Amts- und Schriftsassen, Geistlichen etc. an Gerichten, Zinsen, Diensten oder sonstigen Gerechtigkeiten zustand[3]. Der dritte Band ist sehr umfänglich, enthält eine große Anzahl Ortschaften und giebt ein getreues Bild, wie verwickelt die Verhältnisse


  1. Cop. 165 Bl. 227.
  2. Handlung auf dem Landtage 1555. Loc. 9356. Bl. 21b, 71, 81b.
  3. Rep. XLVII. Dresden 21a/c.
Empfohlene Zitierweise:
Heinrich Haug: Das kurfürstliche Amt Dresden vom 14. bis zum 19. Jahrhundert. i. A. des Dresdner Geschichtsvereins bei Wilhelm Baensch' Verlagshandlung, Dresden 1902, Seite 38. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Heft16VereinGeschichteDresden1902.pdf/46&oldid=- (Version vom 22.11.2023)