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Schösserei. Dieselbe war in dem Gebäude an der Schloßstraße untergebracht, welches 1588 bis 1592 an der Stelle des früher dort befindlichen Schössereiturmes erbaut worden war[1].

Zum Amtsgefängnis diente das an der Ecke der Breitegasse und Wallstraße gelegene, 1587 erkaufte Haus. Die beiden früheren Gefängnisse, welche die Namen der „Kaiser“ und der „Papst“ führten, sind seit der Einrichtung des Stockhauses an der Breitegasse wahrscheinlich nicht mehr benutzt worden. Der „Papst“ befand sich beim Altdresdner Thore, also an der Augustusbrücke, wahrscheinlich in einer Kasematte, und wird als das Bauerngefängnis bezeichnet, während der „Kaiser“, welcher „zur Abstrafung von Verbrechern“ benutzt wurde, sich im Schlosse, in dem als die Schösserei bezeichneten Thorgebäude unter der Wohnung des Thorwärters, also wohl im Keller befand. Dieses Gefängnis war dunkel und wurde später zur Aufbewahrung und wöchentlichen Verteilung der Besen zur Reinigung des Schlosses und einer Menge anderer kurfürstlicher Gebäude, wie des Rauchhauses, des Malz- und Brauhauses, des Probierhauses etc. benutzt. Der Verbrauch dieser Besen war sehr groß und betrug z. B. im Jahre 1602 26 503 Stück, darunter 17 444 Stück zu je 1½ und 9059 Stück zu je 2 Pfennigen[2].

Über die dem Amte Dresden zustehende Gerichtsbarkeit, Steuer und Heeresfolge giebt ein Verzeichnis vom Jahre 1590 Auskunft, doch ist dasselbe als ganz zuverlässig nicht zu betrachten, da es einige offenbare Unrichtigkeiten enthält und in Bezug auf manche Ortschaften, deren Namen in der Nähe Dresdens mehrfach vorkommen, Zweifel darüber entstehen läßt, welcher dieser Orte gemeint sein kann. Nach diesem Verzeichnisse gehörten mit oberen und niederen Gerichten zum Amte die Dörfer: Boderitz, Boxdorf, Burgstädtel bei Briesnitz, Cunnersdorf bei Kaitz, Coschütz, Dippelsdorf, Eutschütz, Fürstenhain, Gommern, Gommlitz, Großerkmannsdorf, Hartha bei Constappel, Kaitz, Kleinschönberg, Klotzsche, Kötzschenbroda, Kohlsdorf, Langebrück, Lausa, Lindenau, Marsdorf, Merbitz, Naundorf bei Kötzschenbroda, Neuostra, Niedergohlis, Ockerwitz, Pesterwitz, Pieschen,


  1. Intradenrechnungen des Amtes Dresden von 1602/3 Bl. 350 und von 1655 Bl. 482. Rep. XXII. Dresden 188 Bl. 2. Rep. XXII. Dresden 82 Rep. K. Nr. 110. Rep. VI. D. 21 Bl. 314.
  2. Intradenrechnung Dresden 1602/3 Bl. 226, 337, 343 und 1696/97 Bl. 395. Amts Dresden eigentümliche Güter. 1589. Loc. 9769 Bl. 1b.
Empfohlene Zitierweise:
Heinrich Haug: Das kurfürstliche Amt Dresden vom 14. bis zum 19. Jahrhundert. i. A. des Dresdner Geschichtsvereins bei Wilhelm Baensch' Verlagshandlung, Dresden 1902, Seite 65. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Heft16VereinGeschichteDresden1902.pdf/73&oldid=- (Version vom 21.11.2023)