dem stets froh gelaunten Künstler viel Freude. Nicht nur, daß er sie zu eigenen künstlerischen Versuchen anzuregen wußte, er nahm auch teil an ihren Spielen. So baute er ihnen ein Theater, an dessen Vorderseiten Goethe und Lortzing als Vertreter der ernsten und der heiteren Muse angemalt wurden, mit richtigen Kulissen und Hintergründen.
Derartige Spielereien hielten ihn jedoch von der ernsten Arbeit nicht ab. Beweis dafür ist ein Familienbild[1], auf dem er sämtliche Kinder seiner Base auf der Vortreppe des Schlosses darstellte. Verglichen mit den vorigen Werken Rayskis, bedeutet dieses Bild allerdings keinen Fortschritt. Koloristisch leidet es an einer gewissen Buntheit, die zerstreuend wirkt, und die Figuren erscheinen allzusehr „hingestellt“. Eine erfreuliche Ausnahme bilden nur die beiden kleinen Knaben, die auf den untersten Stufen der Treppe spielen; in diesen kindlichen Gestalten steckt wirkliches Temperament. Den Verhältnissen nach ist das Gruppenbild 1849 oder 1850 entstanden.
In derselben Zeit übernahm der Künstler freiwillig eine größere Aufgabe, die ihn monatelang vollauf beschäftigte.
Auf dem Grund und Boden des ehemaligen Schlosses Bieberstein war zu Anfang des 18. Jahrhunderts ein kleines Wohngebäude errichtet worden, dem man ganz im Geschmacke jener Zeit den Namen „Eremitorium“ gegeben hatte. Der Domherr hatte dieses nur drei Räume umfassende Haus in den Jahren 1846 – 1848 vorrichten lassen, und es entstand nun die Frage, wie die Wände des größten, mittlen Zimmers am besten auszuschmücken wären. Da erbot sich Rayski, die freien Flächen durch Gemälde auszufüllen. Es war ein für ihn ungewöhnliches Unternehmen, lediglich für den Raumschmuck zu arbeiten. Dennoch löste er sein Versprechen vortrefflich. Er lieferte fünf Darstellungen aus dem Natur- und Jägerleben. Sie sind auf Leinwand gemalt und in die drei freien Wände des Gemaches eingefügt.
Das erste Bild ist ein humorvolles Jagdstück: ein Kesseltreiben. Auf weiter Schneefläche, die im Hintergrunde durch Wald abgeschlossen wird, sind die Jäger und Treiber verteilt. Vorn, dem Beschauer zugewendet, steht ein Nimrod, der eben zum zweiten Male
- ↑ Jetzt (ebenso wie die folgenden Bilder) im Besitze des Herrn Kammerherrn von Schroeter auf Bieberstein.
Ernst Sigismund: Ferdinand von Rayski. i. A. des Dresdner Geschichtsvereins, Dresden 1907, Seite 51. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Heft20VereinGeschichteDresden1907.djvu/67&oldid=- (Version vom 20.2.2024)