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werden mußten) eingeschlossen. Der Reinertrag entsprach einem Verkaufswert von 80 bis 100 Schock[1]. Die erste Schätzung der Höfe, die uns überliefert ist, die zur Land- oder Türkensteuer, der sogenannten Schocksteuer, setzte den Wert eines Kaditzer Hufengutes auf ungefähr 40 Schock fest, das ganze Dorf mit seinen 28¼ steuernden Hufen versteuerte im Beginn des 17. Jahrhunderts 1212 Schock. Diese altertümliche Steuer gibt gewissermaßen nur eine unterste Grenze für den Wert vielleicht unter Abzug des für Saat und Brödung anzuschlagenden Betrags an[2]. Überraschend hoch sind auf der andern Seite die Kaufpreise für Kaditzer Güter zu Ausgang des 16. Jahrhunderts: die halbe Dorfhufe (mit Hof) wird für 600 bis 800 Gulden (= 200 Schock und darüber), ½ Hufe im Dorf und ½ Hufe auf Gleina mit Schiff und Geschirr, Wagen, Pflügen, Eggen 1598 für 1000 Gulden gehandelt[3]. Zweifellos ist die Steigerung der Kornpreise hier entscheidend gewesen[4]. Nicht alle Schwankungen der überaus beweglichen Getreidepreise spiegeln sich in den Güterkäufen wieder, aber so wie der Körnerbau den Hauptteil der Arbeit des Bauern in Anspruch nahm, so beruht auch der Wert und die Schätzung des Hofes zuerst und vor allem auf seinem Ertrag.

Vom Ende des 16. Jahrhunderts ab bleibt trotz der steigenden Getreidepreise der Verkaufspreis eines Hufengutes lange derselbe, allmählich schließt er sich dann aber etwa im 18. Jahrhundert der Steigerung an[5].


  1. Valten Rarisch, Vorwerksmann zu Trachau, hinterließ seinen Erben das zu 4 Hufen verrechtete Vorwerk, das 1547 zu 400 guten Schock angeschlagen war (altes Kaufbuch des Religionsamtes im Amtsgerichtsarchiv Dresden).
  2. Siehe hierzu Bergmann, Geschichte des Zschoner Grundes, S. 48.
  3. 9. Handelsb. P.A., Bl. 307.
  4. Über die Getreidepreise der Dresdner Pflege sei hier an der Hand genauerer fortlaufender Angaben von 1371 bis 1814 die durchschnittliche Steigung vom 14. bis zum 17. Jahrh. wiedergegeben (Preis für den Scheffel Korn in Groschen): 1371 4 gr., 1418 5 gr., 1449 6 gr., 1477 7 gr., 1526 10 gr., 1550 12 gr., 1552 15 gr., 1562 21 gr., 1599 24 gr. Im 17., 18. und 19. Jahrhundert schwanken die Preise zum Teil außerordentlich, doch ist der Preis im 18. Jahrhundert im allgemeinen der doppelte, wie Ausgang des 16. Jahrhunderts. Über die Getreidepreise vgl. auch Tooke u. Newmark, Geschichte der Preise, 2. Band, S. 450.
  5. Die Gestalt eines Kaditzer Hofs im 19. Jahrh. ist im allgemeinen die folgende: Auf der Sonnenseite das Wohngebäude, dessen Erdgeschoß die Skizze S. 58 gibt. Treppen führen am Ende des Gebäudes und vom Herde aus zum „Gang“ empor. Die Schlafstube liegt vorn über der Wohnstube. Auf den Gang münden Mägde- und Knechtekammern, Spreukammern und dergleichen. Im Dach wird das gedroschene Getreide niedergelegt. Scheune mit Tenne und Pansen, Schweineställe, Auszugshaus, das im Erdgeschoß häufig die Weinpresse enthält, Holzplatz, Dungstätte und dergleichen vervollständigen die Einrichtung des Hofs. Das Tor ist hoch und überdeckt. Keller wurden erst durch den Weinbau gebräuchlich. Wiederholt mußten im 19. Jahrhundert zu Kaditz die Keller geräumt und die Feldfrüchte während der Überschwemmung aus dem Keller heraus auf Wagen geladen werden (Möhren u. dergleichen, auch Äpfel vergrub man früher auf hochgelegenen Teilen des Geländes).