Die Zurufe: hotte und schwuite[1], die noch heute bei älteren Bauern der Kirchfahrt für rechts und links üblich sind, stellten wohl in der älteren Zeit die Verbindung zwischen Pflüger und Treiber her, sie galten nicht wie heute dem Tier. Die Ausbildung eines Pferdejungen begann damit, daß er selbst gründlich das Fluchen erlernte, wegen dessen die Pferdejungen berühmt waren[2]. War der Pferdejunge Knecht geworden, so erhielt er einen nicht unbeträchtlichen Lohn, in seltenen Fällen (in Höfen, die des Bauern entbehrten) stieg er bis zum „Schirrmeister" empor.
An Gesinde hat es, soweit die Überlieferung zurückreicht, zu Kaditz nie gemangelt. Es war nicht nötig, daß der Kaditzer Bauer auf den Markt zu Dresden ging, wo sich das Gesinde verdingte, er hatte Angebot genug aus den Dörfern über der Heide. Es wirft ein gutes Licht auf das Dorf, daß das alte Gesinde an seiner Dienststätte hing; das Aushalten der Knechte zu Kaditz war sprichwörtlich.
Im Leben des Hofes wurzelte zum guten Teil das Leben der Gemeinde. Die Ereignisse, die einen Hof betrafen, waren Gemeindeangelegenheiten. An den Hochzeiten nahm das ganze Dorf teil. Das Gedeihen eines Hofes hing für die Nachbarschaft mit dem Gedeihen der ganzen Gemeinde zusammen und schwerlich würde Kaditz mit seinem enggefügten Gemeindeverband wüste Hufen, wie sie zu Pieschen beispielsweise noch zu Ausgang des Mittelalters vorkommen[3], in seiner Flur geduldet haben.
Otto Trautmann: Kaditz bei Dresden. i. A. des Verein für Geschichte und Topographie Dresdens und seiner Umgebung, Dresden 1909, Seite 67. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Heft21VereinGeschichteDresden1909.djvu/83&oldid=- (Version vom 23.3.2023)