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Seite:Heft21VereinGeschichteDresden1909.djvu/90

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Zu ungefähr derselben Zeit, als der Schmied zu Kaditz seßhaft wurde, scheint auch ein Wagner und (bei dem Umfang des Weinbaues begreiflich) ein Böttcher dort sich angesiedelt zu haben[1]. Bei diesen drei Handwerken blieb die Entwicklung aber stehen – wie zahlreich sich in der Umgegend, zu Serkowitz, Radebeul, Pieschen usw., allerlei Handwerker, Zimmerleute, Glaser, Maurer, Schneider usw. ansiedelten[2], zu Kaditz läßt sich bis weit in das 19. Jahrhundert hinein ein andrer Nahrungszweig nicht nachweisen, ebensowenig wie das Häuslerwesen sich über die bescheidensten Anfänge hinaus entwickelt hat.

In den Nachbardörfern Serkowitz und Radebeul finden wir schon im 16. Jahrhundert die Ansätze zu einer starken Ausbildung des Häuslerwesens[3]. Hierzu trug unverkennbar auch der Weinbau der Gegend bei. Die sich immer mehr entwickelnden Weinberge der Lößnitz beanspruchten zahlreiche Arbeitskräfte und boten manchem, der sonst nur als Knecht sein Brot gefunden hätte, die Gelegenheit, als Winzer eine freiere Stellung einzunehmen. 1617 befanden sich zu Serkowitz 15 Bauernhöfe und 27 „eingebaute“ Häuser. Es wird aus diesem Jahre berichtet, daß auf Befehl des Kurfürsten der Feuersgefahr wegen „in etlichen umliegenden Dörfern“ Häuslerwohnungen wieder in Grund abgerissen werden mußten. Die besten Hufen, klagte man, würden durch Einbauten verdorben, es kam zwischen Bauern und Häuslern über Streitpunkten wie der Benutzung der Trift, dem Halten von Hühnern und Tauben, bis zu Schlägereien. Die Bauern von Serkowitz beschweren sich 1606, daß in solchen Häusern „heimliche Winkel gehalten, da man offt denket, sie sollten an ihrer Arbeit sein, so dirffen sie woll bei einander sein, toppelen, spielen undt (treiben) allerlei grobe Unzucht“[4].

Von solchen Gegensätzen spüren wir in Kaditz nichts. Die einzigen Häusler des Dorfs waren bis zur Neuzeit die am dringendsten benötigten Handwerker und die Besitzer von zwei bis drei Häuslernahrungen auf dem Bischofsgarten. Mit den nötigen Handwerkern war man selbst zu Serkowitz in Frieden ausgekommen, dem Schmied war 1626 gegen mäßiges Entgelt gemeinsame Trift mit den Bauern


  1. Intr. 1724 u. a. O.
  2. Intr. 1644 ff. und Quatembersteuerverzeichnisse.
  3. Land- u. Schocksteuerverzeichnisse im HStA. von 1567,1628, 1661, 1688.
  4. Coll. S., Serkowitz.