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Seite:Heft25VereinGeschichteDresden1918.djvu/165

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damals vorübergehend in Dresden weilenden Ludwig Tieck. In Gottfried Körner's Hause, in dem sich viele geistig und gesellschaftlich hochstehende Persönlichkeiten oft zusammenfanden, war K. ein gern gesehener Gast. Aber auch in anderen Kreisen hatte er Zutritt. Auf dem Liebhabertheater im Hause des österreichischen Gesandten Grafen Buol[1], bei dem der Dichter am 10. Oktober 1807 eingeladen war, hatte man den Zerbrochenen Krug aufgeführt, worauf K. bei der dann folgenden Tafel von Körner's schöner Pflegetochter Julie Kunze mit einem Lorbeerkranze gekrönt wurde.

Da K. bei aller Anerkennung, die seine Werke fanden, von ihnen keine Einnahme erzielte, wollte er seine immer geringer gewordenen Geldmittel dadurch aufbessern, daß er mit seinen beiden vertrautesten Freunden im Jahre 1808 in Dresden eine Buch-, Karten- und Kunsthandlung errichtete und gleichzeitig eine für gebildete Kreise bestimmte vornehme Kunstzeitschrift „Phöbus“ herausgab. Leider gingen noch im Jahre 1808 beide Unternehmungen zugrunde und die auf sie verwendeten Geldsummen fast ganz verloren. Infolgedessen geriet K. von neuem in tiefe Schwermut. Am 29. April 1809 verließ er Dresden. Als es ihm in Berlin, wohin er sich wendete, trotz ernster Bemühungen nicht gelang, seine so überaus bedauernswerten Verhältnisse freundlicher zu gestalten, erlag er der Verzweiflung. (Vergl. Kästner: Heinrich v. Kleist in Dresden. Sonntagsbeilage Nr. 47 des Dresdner Anzeigers vom 19. November 1911.)


Nr. 150. Flemming, Emmanuel Gottlieb, 1772–1818, war erst als Privatgelehrter tätig, stellte aber später seine volle Kraft in den Dienst der damals in Deutschland fast noch ganz unbekannten Blindenfürsorge und wirkte ausschließlich in Dresden, wo er 1809 die zweite deutsche Blindenanstalt gründete. Die erste war drei Jahre früher durch König Friedrich Wilhelm III. in Berlin errichtet worden. F. besuchte sie längere Zeit, um sich mit der Art und Weise des Blindenunterrichts möglichst bekannt zu machen. Wohl gegen Ende des Jahres 1808 kam er nach Dresden und errichtete hier mit seiner edlen hochbegabten Gattin aus eigenen Mitteln am 2. Januar 1809 mit zunächst nur wenigen blinden Kindern eine kleine Unterrichtsanstalt. Nach dem Adreßbuche von 1811, in dem F. erstmalig erwähnt wird, befand sich diese in dem in der Neustadt Am Markte gelegenen Hause Nr. 210. Es wurde später mit dem danebenliegenden Gebäude Nr. 209 vereinigt, erhielt 1839 die O.-Nr. 174, führt aber jetzt die O.-Nr. 303 und die Hausnummer 6.

Es war für F. und seine Gattin eine überaus schwierige Aufgabe, ihre kleine Anstalt durch die Schrecknisse der damaligen Kriegsjahre hindurchzuretten. Ihre eigenen bescheidenen Geldmittel hatten sie für ihre


  1. Hierzu sei bemerkt, daß Joseph Buol, der in dem Hause Pirnaische Gasse Nr. 704, zuletzt bis zu seinem 1915 erfolgten Abbruche Landhausstraße 14 wohnte, damals nicht Gesandter, sondern nur Legationssekretär bei der österreichischen Gesandtschaft war.