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v. Flemming acht Monate besessen hatte. 1729 schenkte es der König dem Grafen F., dem Gemahl seiner natürlichen Tochter, der jungen Gräfin Cossell, von deren Sohne das Gebäude 1746 durch Kauf an den Grafen und Konferenzminister v. Hennicke überging (s. Nr. 72). Im Jahre 1804 wurde das ehemalige Regimentshaus mit dem ebenfalls am Jüdenhof gelegenen Nachbargebäude zu einem Grundstück vereinigt. (Vergl. Dresdner Geschichtsblätter 1894, Nr. 2, Seite 138, 139.)


Nr. 53. Heinichen, Johann David, 1683–1729, Hofkapellmeister in Dresden. Erst hatte er die Rechtswissenschaft studiert und in Weißenfels als Rechtsanwalt gewirkt; schließlich aber wandte er sich doch ganz der Musik zu, die ihm bereits von seiner Gymnasialzeit an Lieblingsbeschäftigung gewesen war. Nachdem er 1711 ein Werk über vollkommene Erlernung des Generalbasses herausgegeben, sich dann in Venedig und Rom in der Musik weiter ausgebildet hatte, lernte er 1717 den sächsischen Kurprinzen kennen, der ihn in seine Dienste und im folgenden Jahre aus Venedig mit nach Dresden nahm, hier wurde ihm das Amt des Hofkapellmeisters übertragen. Die wenigen Opern, die ihm ihr Dasein verdanken, sowie die von ihm vertonten und damals vom Hofe gern gesehenen Schäferspiele haben keinerlei Bedeutung erlangt; wertvoll dagegen waren seine Schöpfungen für Kirchen- und Kammermusik. Ein Aufsatz in der Allg. D. Biographie (Band 11, Seite 367–369) rühmt, H. „habe unzweifelhaft die Entwicklung der deutschen Musik gefördert“.

Aus den Kirchenzetteln der Kreuzkirche vom Juli 1729 erfährt man, daß H. nicht im Amte, sondern im Ruhestand, und zwar an „Verzehrung“ gestorben ist und in einem leider nicht mit dem Namen des Besitzers bezeichneten Hause der Schössergasse gewohnt hat.


Nr. 54. Silbermann, Gottfried, 1683–1753, kurfürstlich sächsischer Hoforgelbauer, hat wiederholt und zwar stets längere Zeit in Dresden geweilt. Hier baute er die Orgeln für die Hof- und Sophienkirche, die 2500 Taler kostete und deren Weihe am 18. November 1720 stattfand; dann das weit größere Werk für die Frauenkirche. Dieses wurde den 25. November 1736 erstmalig zum Gottesdienst benutzt. Ihr Preis betrug 4700 Taler. Am herrlichsten ist S's. letztes Werk, die Orgel für die katholische Hofkirche, die ohne Gehäuse einen Kostenaufwand von 20 000 Talern verursachte. S. starb noch vor ihrer völligen Vollendung, die erst 1754 durch seinen vorzüglichsten Schüler Zacharias Hildebrand erfolgte.

Vielfach ist bis in die neuere Zeit behauptet worden, S. sei beim Abstimmen dieser Orgel in deren Innern infolge eines Schlaganfalles verschieden. Das ist durchaus unrichtig, wie aus einem im Amtsgericht aufbewahrten Aktenstück hervorgeht, das die Regelung des S'schen Nachlasses betrifft.[1] Zufolge dieses Schriftstückes ist der Orgelbauer nach

  1. Acta Commissionis des verstorbenen Hoff-Orgelmacher Herr Gottfried Silbermanns Nachlaß betr. Ergangen beym Ambte Dreßden 1753 (Lit. S. Nr. 122.)