Seite:Heft25VereinGeschichteDresden1918.djvu/72

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.


erhielt er sie auf Grund der am 22. Juli in dem genannten Gotteshause abgelegten Probe als der „beste und geschickteste Orgelspieler“. Sein Jahreseinkommen von seinem hiesigen Amte betrug 165 Taler, doch erhöhte es sich bedeutend durch Erteilung von gutbezahltem Privatunterricht. Über F. B's. Lebensverhältnisse während seiner Dresdner Zeit wissen wir kaum etwas Sicheres, doch scheint er im Gegensatz zu seinem späteren Aufenthalt in Halle, wohin er 1747 ebenfalls als Organist übersiedelte, in unserer Stadt ein geordnetes, ruhiges Leben geführt und sich der Achtung seiner Mitbürger erfreut zu haben. Von seinen hier geschaffenen Klavierkompositionen ist nur ein Teil im Druck erschienen.

F. B. wohnte in Dresden auf der Wilsdruffer Gasse – jetzt Wilsdruffer Straße – in dem damals der Frau Hofrat Aliussin gehörigen Gebäude, das heutzutage die O.-Nr. 614 und die Hausnummer 13 zeigt.


Nr. 60. Leopold, Fürst von Anhalt-Dessau, 1676–1747. Dieser berühmte preußische Feldmarschall, im Volksmunde weithin als „der alte Dessauer“ bekannt, regierte seit 1693 sein Land, war aber daneben auch kriegerisch außerordentlich tätig. Hat er sich doch an 22 Schlachten und Belagerungen hervorragend beteiligt und in der von den tapferen sächsischen Truppen fast schon gewonnenen Schlacht bei Kesselsdorf am 15. Dezember 1745 schließlich den Sieg davongetragen. Das war seine letzte große Waffentat.

Am Tage darnach traf Fürst L. vor unserer Stadt ein, die ihm ohne Kampf übergeben und sogleich von den preußischen Truppen besetzt wurde. Am Morgen des 18. Dezembers hielt auch Friedrich der Große, mit der Hauptarmee, die bisher bei Meißen gestanden hatte, seinen Einzug in Dresden und nahm im Lubomirski'schen Palais Wohnung. An dessen Stelle steht jetzt das Gebäude Kreuzstraße 3. In den Erdgeschoßräumen des benachbarten Hauses, jetzt An der Kreuzkirche 2 (O.-Nr. 364) hatte Fürst L. sein Heim aufgeschlagen, um der höchsten Kommandostelle, dem König, nahe zu sein, von Einzelheiten über den hiesigen elftägigen Aufenthalt des Feldmarschalls ist nur bekannt, daß er am ersten Weihnachtstage den Nachmittagsgottesdienst in der Kreuzkirche besuchte. Am Morgen des 27. Dezembers reiste Friedrich der Große nach Berlin ab. In seiner Begleitung befand sich auch Fürst L., dem der hiesige Rat sechs vierspännige Wagen hatte stellen müssen.


Nr. 61. Thiele, Johann Alexander, 1685–1752. Er gehört zwar nicht zu den hervorragenden Größen in seinem Fache, hat aber als sächsischer Hof- und Prospektenmaler verdienstvoll gewirkt und sich durch seine überaus zahlreichen großen und kleinen Landschaftsbilder während seines Lebens viele Freunde und allgemeine Anerkennung erworben. Seit etwa 1715 lebte Th. in Dresden, hielt sich zwar von 1728 bis 1738 in Arnstadt auf, kehrte aber dann wieder in unsere Stadt zurück, wo er nun auch bis zu seinem Tode geblieben ist und nicht bloß zum Hofmaler, sondern 1743 auch zum Königl. Hof-Kommissarius ernannt wurde. Bei