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der Auffrischung verwandtschaftlicher Beziehungen. Da K's. Aufenthalt in unserer Stadt nicht einmal einen Tag dauern sollte, stieg er nicht im Schlosse, sondern bei seinem Gesandten, dem Baron von Wetzel ab, der im Loß'schen Palais, zuletzt Kreuzstraße 10 wohnte (s. Nr. 155). Sehr bald nach seiner Ankunft fuhr K. ins Schloß zu seinen nicht wenig erstaunten Verwandten, in deren Familienkreise, wie er in seinem Tagebuche berichtet, er bis abends gegen 10 Uhr recht angenehme Stunden verlebte. Am nächsten Morgen verließ er bereits um 5 Uhr unsere Stadt, unter einer dreifachen Kanonensalve. Erst durch diese erfuhren Dresdens Einwohner von der ganz kurzen Anwesenheit des künftigen Kaisers, denn K. reiste diesmal unter dem Namen eines Grafen Maximilian Joseph Fugger. (Vergl. P. Rachel, Fürstenbesuche in Dresden. Karl VII. 1741. Dresdner Geschichtsblätter 1910, Nr. 1, Seite 70–72.)


Nr. 81. Neuber, Karoline Friederike, geb. Weißenborn, 1697 bis 1760. Sie war, wie es an ihrem in Laubegast errichteten Denkmale heißt, die berühmteste Schauspielerin ihrer Zeit, hat aber auch daneben sich dadurch hohe Verdienste erworben, daß sie von der damals verwilderten deutschen Bühne den Harlekin oder Hanswurst verbannte, die edlere französische Spielweise einführte und Gottsched und Lessing für das Theater begeisterte. Sehr jung verheiratet, übernahm sie mit ihrem Gatten 1727 die Leitung einer schon bestehenden Schauspielertruppe, erhielt auch für diese auf sechs Jahre das Vorrecht, sie als „Hof-Comoedianten“ bezeichnen zu dürfen. Leider ist ihr diese Vergünstigung nach Ablauf der festgesetzten Frist durch das rücksichtslose Vorgehen eines neidischen Mitbewerbers entzogen worden. Am häufigsten spielte die Gesellschaft der N. in Leipzig, in Dresden zunächst nur sechs Wochen lang während der letzten drei Monate des Jahres 1730, dann während des Karnevals 1732, 1744, 1748, 1749 und 1750. Die Vorstellungen fanden in dem großen Saale des auf dem Neumarkte nahe dem Jüdenhof 1591 erbauten und erst 1805 abgebrochenen Gewandhauses statt. Die Preise der Plätze betrugen je nach der Lage zwei, vier, sechs oder acht Groschen.

Als die N. 1748 und 1749 mit ihrer Truppe in Dresden spielte, wohnte sie, wie Fürstenau II, Seite 348, 349 berichtet, seit dem 24. Juli des erstgenannten Jahres wenigstens acht Monate auf der „Moritzstraße beim Dr. Johann Gottfried Beyer“, in dessen Hause sie gegen einen Monatszins von 20 Talern das zweite Obergeschoß innehatte. Weil die Schauspieldirektion in der Zahlung jener Summe unpünktlich war, auch dem abgeschlossenen Vertrage zuwider mehrere Mitglieder ihrer Truppe in ihre Wohnung aufnahm, kam es mit dem Hauswirt zu Zwistigkeiten. Nach und nach wurden diese so heftig, daß letzterer zunächst die vermieteten Räume kündigte, und als dies nicht half, sich an den Rat wandte. Weil die N. aber auch von diesem „kein Gebot annahm“ auszuziehen, wendete sich Beyer unterm 24. Februar 1749 mit einem Gesuch an den König und bat um „Exmittirung“ der N. Namentlich machte der Kläger geltend, daß die Komödianten